Argentinische Schweiz

die Kilometer auf der asphaltierten Ruta 40 spulten sich leicht herunter, bevor ich bei El Bolson auf die Farm von Klaus Schubert und Claudia Metz abbog. Viele kennen noch das Buch „Abgefahren“ oder waren gar auf einer ihrer fesselnden Diashows womit sie nach ihrer sechzehn Jahre langen Reise die Leute begeistert hatten. Der Weg führt mich hierher weil sie für Reisende wie mich anbieten die KFZ Versicherung abzuschließen, da man dafür eine Adresse in Südamerika braucht.Das hatte auch alles prima geklappt und so holte ich mir meine Originalpapiere dafür ab und konnte nebenher sehen wo sie Sesshaft geworden sind. Leider spielte das Wetter nicht ganz so mit und ein kalter Wind mit Regen, der in den Bergen Schnee brachte, bestimmte meinen Aufenthalt auf der Farm. Klaus konnte ich bei seiner Arbeit, die hier nicht so schnell endet, etwas zur Hand gehen und so bekam ich einen kleinen Einblick in ihr Leben.

Aber auch hier hieß es Abschied nehmen, etwas weiter nördlich wartete bei jetzt herrlichem Wetter der Tronador auf meine Ankunft. Übersetzt heißt der, wegen seiner Größe die Gegend beherrschende, Vulkan „der Donnerer“ was nicht wie man vermuten könnte vulkanischen Ursprungs ist sondern von dem Gletscher verursacht wird von wo Eislawinen ins 1000 m tiefere Tal stürzen. Abend machte ich mich auf der Schotterpiste auf um nach Pampa Linda zu fahren. Bei etwas Gegenverkehr, auf der oft nur als einspurig ausgelegten Piste, machte ich mir nicht unbedingt Freunde, da man Abends nur herausfahren sollte aus dem Nationalpark und nicht wie ich hineinfahren. So suchte ich mir lieber einen Schlafplatz, also einfach einer Fahrspur folgen, die von der Piste abbog und wie in diesem Fall zu einem Viehgatter führte, und schon war ein Nachtplatz gefunden – was eigentlich nicht erlaubt ist in einem Nationalpark. Aber der Gaucho der Abends noch vorbeischaute um nach seinen Rinder zu schauen gab mir sein „OK“ auch wenn es vielleicht daran lag das sein Opa aus Deutschland in diese Gegend ausgewandert war.

Pampa Linda, nicht mehr als eine Ansammlung von Häuser, ist der Start zu diversen Wandertouren. Das Refugio Otto Meiling, benannt nach einem der Gründerväter des „Club Andino de Bariloche“, wollte ich besuchen - 18 km und um 1100 m höher und daher als zwei Tagestour ausgelegt, nahm ich in angriff. Anfangs noch auf einer Fahrspur durch einen Südbuchenwald mit waren Baumgiganten, führte der Weg schließlich über die Baumgrenze und auf Vulkangestein das bald aber vom Schnee der vergangen Tage bedeckt war. Condore flogen erst über meinen Kopf hinweg und setzten sich auf einen schönen Aussichtspunkt, so hatte ich endlich die Chance diese mächtigen Exemplare von nahem zu bestaunen. Langsam, ganz langsam näherte ich mich dem König der Anden, nur bewaffnet mit meiner Kamera wurde mir aber schnell kalt bei meinen Bewegungen im Zeitlupentempo. Aber es hat sich gelohnt, bis auf drei Meter konnte ich mich anpirschen an das Condorpaar das in mir wohl keine Gefahr sah wegen meinen langsamen Bewegungen. Nach dieser tollen Begegnung konnte ich wieder zügig weitergehen und gönnte mir auf der fast leeren Hütte einen Kaffee der mich zwar wärme aber wegen dem Preis auch gleichzeitig frösteln lies. Die Hälfte war geschafft, und so ging es dank meines leichten Gepäcks auch mal im Laufschritt bergab. Nach sechs Stunden Gehzeit war ich wieder am Auto und da wartete ein „kühles Blondes“ auf mich bevor ich den im Mondschein leuchtenden Berg beim Abendessen aus dem Fenster heraus sah.

Da man Tagsüber nur in den Park hinein fahren darf und erst ab 17 Uhr hinaus, zog ich nach einem ausgiebigen Frühstück nochmal die Wanderschuhe an. Abends ging es dann nach San Carlos de Bariloche zum Einkaufen und schnell weiter nach „Colonia Suiza“ wo unter Overlander ein bekannter Campingplatz ist. So war es auch, zwei Deutsche Fahrzeuge und ein ein „Buschtaxi“ aus den USA standen an dem schönen Platz. Da die Deutschen die Bergtour gerade hinter sich gebracht hatten die mir vorschwebte konnte ich mir auch gleich Informationen einholen weil ich das ganze mit dem Zelt machen wollte anstatt in den Hütten zu nächtigen. Aber auch sonst gab es viel zu erzählen und die Stimmung war gut. Die Gegend um Bariloche, auch „Argentinische Schweiz“ genannt, ist beliebt bei Wanderer und Bergsteiger. Was leider etwas das Bild trübt ist die Sicherheitslage vor Ort. So werden Wanderer gerne mal Opfer eines Überfalles und werden ihrer Wertsachen beraubt. Selbst beim Einkaufen im Supermarkt wurden innerhalb kurzer Zeit Vier Fahrzeuge aufgebrochen und sämtliche Wertsachen die Greifbar waren mitgenommen, berichtete die Campingplatzbesitzerin und warnten mich alleine Einkaufen zu gehen und somit mein Fahrzeug unbeaufsichtigt abzustellen . Aber ich wollte ja erst einmal in die Berge. Bei herrlichem Sonnenschein führte der Weg anfangs am Bach entlang bevor es dann Steil zum Refugio Italia hinauf ging. Aber da ich die drei Tagestour auf nur zwei Tage angesetzt hatte, stoppte ich nicht einmal dort, sondern machte mich gleich auf den Weg zum Cerro Bailes Willis der über ein Geröllfeld mich mächtig Schweiß kostete. Die Rundumsicht vom Gipfel war gigantisch, Tronador mit seinen Gletscher und die vielen Seen gebettet in die Berge lassen einen wirklich im Glauben irgendwo in der Schweiz zu sein. Nach einem zügigen Abstieg ins Tal, baute ich windgeschützt mein Zelt auf und genoss den Anblick auf die umliegenden Berge bei einem Kaffee. Auch das „Alpenglühen“ beim Abendessen war schön anzusehen, aber die niedrigen Temperaturen und der Mangel an Gesellschaft ließen mich schnell in den Schlafsack verschwinden. Nachdem der Nachtfrost sich im Sonnenschein auflöste ging es an die schwierigste Etappe der Wanderung. Abermals musste ich einen Pass überschreiten, nur das ich zum erklimmen diesmal auch mich auf „allen Vieren“ fortbewegen musste und sehr Steil über ein Geröllfeld führte. Zur Belohnung gab es abermals eine exzellente Aussicht bevor ich hinabklettern konnte zum Refugio Lopez. Von hier aus hatte ich dann glücklicherweise eine Begleitung gefunden in einer Australierin die ihr Fahrrad abgestellt hatte für diese Wanderung. Zurück am Campingplatz erfreute ich mich abermals der warmen Dusche und das man die Küche benutzen durfte. Auf Pizza hatte ich mal wieder Lust und da der Ofen so groß war, machte ich gleich zwei – damit es sich auch lohnt.

Datum: 18.03.2017(111Tag) - Tachometerstand: 107890 km - gefahrene Kilometer: 9695 km / davon Europa 630 km / Südamerika 9005km – Ort:Colonia Suiza/Argentinien

Reisen: