Marokko

Reiseberichte aus Marokko

Der Himmel weint mal wieder

Der Morgen in Moulay Bousselham ist trüb, sehr trüb. Fast haben wir nach einigen trockenen Tagen vergessen, daß es in Marokko auch regnen kann. Ein Fischer bietet Oli eine Tour durch die vogelreiche Lagune an. Die Aussicht auf Flamingos und andere Wasservögel ist verlockend, doch das Wetter schmeckt uns nicht, auch wenn uns der gute Mann glaubhaft versichern möchte, daß es heute nicht regnen wird. Ein Hoch auf das Bauchgefühl, noch während des Frühstücks fängt es an zu tröpfeln und das Ganze wächst sich schnell zu einem massiven Starkregen aus. Wäre interessant gewesen bei der (ausgefallenen) Vogeltour die Entschuldigung des Fischers zu hören, warum es jetzt doch und vor allem sintflutartig zu regnen beginnt.

Auf dem Dach Nordafrikas

Der Jebel Toubkal stellt klettertechnisch keine großen Ansprüche. Doch wenn man mit kaum einer Stunde Schlaf im Gepäck am Flughafen Marrakesch entführt und auf kleinen Pisten in die Berge gebracht wird, ohne ausreichende Anpassung an die Höhe mal schnell in 30h etwa 35km von etwa 1800m auf 4165m Höhe auf- und wieder absteigt, dann ist das schon eine reife Leistung. Oli zieht tapfer mit und wir erreichen, Hugo mit schnellem Schuh voran, ohne Probleme den Gipfel von Marokkos höchstem Berg. Nach zwei Tagen schweißtreibender Bergsteigerei erholen wir uns am Abend auf dem idyllisch gelegenen Zeltplatz von Omar dem Roten nahe Aremd von den Strapazen, bevor wir am nächsten Tag um 5:30Uhr ins Tal nach Marrakesch aufbrechen. Hugos Abgang naht, doch der wird unfreiwillig verzögert. Islands Vulkane spucken Asche und Europas Fluggesellschaften gehen wieder in die Knie. Der Ryan Air Flug nach Hahn ist annuliert. Guter Rat ist teuer, doch Stunden später tut sich eine Verbindung über Basel auf und DLRG-Vorstand Hugo erreicht mit erheblicher Verspätung doch noch sein Ziel Maulbronn.

Antiatlas, Atlantik, Agadir

Wir mühen uns weiter auf den landschaftlich sehr schönen, aber ausgewaschenen Bergpisten durch den Antiatlas. Erst kurz vor Igherm erfahren wir, daß die weitere Piste nach Tafraoute gesperrt ist, also geht es mit Tempo 20km/h wieder 15km zurück. Die Alternativroute steht der ersten Variante an Schönheit in nichts nach und zur Belohnung erreichen wir am späten Mittag die "Painted Rocks" bei Tafraoute, die schönerweise wieder in vollem Glanze erstrahlen. Ein Geschäftsmann aus Agadir soll ein "paar" Eimer Farbe spendiert haben und die Finanzierung der Neustreichung des Kunstwerks von Jean Veramme übernommen haben. Die Steine leuchten in voller Farbe. Der perfekte Platz um wild zu zelten.

Abschied von der Handrücken-Creme

Marrakesch ist wieder schön, aber stressig. Janice fällt nach einer Magenverstimmung leider für einen Tag ganz aus. Der Rest vom Team flieht dem Trubel in die Gärten von Majorelle, die etwas Entspannung versprechen. Auch abends meiden wir den Djema el Fnaa und gehen in einer Nebengasse essen, bzw. schauen auf dem Mini-Fernseher des lokalen Ziegenmetzgers noch die letzten Minuten der Partie Barca gegen Inter. Halb Marokko ist Barca-Fan, da ist die Trauer nach dem Ausscheiden in der Champions-League groß.

Am nächsten Tag verlassen wir durch den chaotischen Verkehr die Stadt und zielen wieder Richtung Hoher Atlas. Wir queren den Tizi n`Tichka (2260m) und überfahren um ein Haar etliche Fossilienhändler, die mit ihren gefärbten Kristallen die Strasse blockieren. Auf der Südseite der Berge wartet die Wüste und das UNESCO Welterbe Ait Ben Haddou, eine befestigte Lehmsiedlung, die gerne als Drehort für Historienschinken genutzt wird. So wurde hier u.a. Gladiator oder Lawrence von Arabien gedreht. Die Ksar ist mittlerweile eher ein Museumsdorf und nur wenige Gebäude werden noch bewohnt. Die meisten Einheimischen haben das Oued-Ufer gewechselt und leben jetzt auf der anderen Seite des Wadis.

Traumschluchten im Hohen Atlas

Der Erg Chebbi treibt uns mit wüstem Wüstenwind weiter. Schnell raus aus den Sanddünen bevor es zu ungemütlich wird. Nahe Merzouga gibt es dann eine schöne Überraschung. Der temporäre Wüstensee Dayet Sri ist nach den starken Frühjahrsniederschlägen voller Wasser und in der Entfernung können wir Flamingos sehen. Auch eine große Herde Dromedare nutzt die saftigen Weiden.

Nächste Station ist Rissani mit seinem großen Sonntagsmarkt. Der Eselsparkplatz ist vielleicht nicht mehr so beeindruckend wie in vergangenen Jahren, aber des Gebrülle der Langohren ist doch noch sehens- und hörenswert. Fast noch beeindruckender ist aber die nahegelegene Ksar Abouam (=Lehmsiedlung), die noch von 200 Familien bewohnt wird und unter anderem Schauplatz der Dreharbeiten für "Himmel über der Wüste" war.

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