Kälterekord in Alice Springs

Noch einmal zog es mich zum Sonnenuntergang hinaus zum Ayers Rock. Zusammen mit hunderten anderen wollte ich dem Farbwechsel des Monolithen beim Sonnenuntergang beiwohnen. Diesmal hatte ich Glück. Bei blauem Himmel konnte ich in aller Ruhe zusehen und endlich die jedermann bekannten „Postkarten-Motive“ schießen. Morgens stieg ich dann wieder frierend auf meinen Drahtesel denn Kings Canyon hieß das nächste Ziel. Was ebenfalls ein „Muss“ ist hier im Zentrum Australiens. Die Strecke bis zum Abzweig brachte keine Überraschungen. Die hatte ich schon mal abgeradelt und auch der Nachtplatz war mir bekannt.

Nachts gesellte sich Regen zu der Kälte und als ich erfahren durfte, dass es noch schlimmer kommen sollte, beschloss ich den Kings Canyon doch nicht anzusteuern, sondern schnellst möglich nach Alice Springs zurückzukehren. Erst versuchte ich es mit Radeln - bis zur Mittagspause. Immerhin waren es 85 km. Aber die Lust hatte mich schnell verlassen. Von den 446 km von Alice Springs nach Yulara hatte ich jetzt schon 220 km doppelt geradelt, das Zelt hatte ich nass eingepackt, ich selbst war nass und es war kalt. Somit nicht die besten Voraussetzungen, um Spaß am Radeln zu haben.

Kurzerhand fragte ich bei einer Reisegruppe, die jede Menge Platz im Bus hatte, ob sie mich mitnehmen könnten. Die Reiseleiterin - auch aus Schwaben - schlug mir vor, das Bike mitzunehmen, mich aber aus versicherungstechnischen Gründen nicht. Im Gegenzug half sie mir, einen Platz in einem Bus zu buchen. Auch gut! Hauptsache nicht mehr in diesem kalten Regen radeln. Abends konnte ich mein Rad wieder abholen mit samt einer Einladung zum Abendessen und mich in einem Hostel einnisten. Auch tagsdrauf wollte es nicht besser werden und der Himmel zeigte sich von seiner trüben Seite. Überall waren riesige Pfützen und kleine Bäche flossen über die Straßen. Es wird deutlich, dass so eine Wüstenstadt einfach nicht für diese Menge Regen ausgelegt ist.

Abends kam es dann in den Nachrichten: "Kälterekord in Alice Springs". Tagsüber wurde die 4 Grad-Marke nicht überschritten und dazu noch üppiger Regen.

Also gönnte ich mir und dem Wetter noch einen Tag bevor ich dann wieder in die Pedale stieg. Schließlich lagen noch gute 500 km vor mir bis zu meinem letzten Ziel in den Northern Territories - Tennant Creek!

Die Strecke glich in etwa der in Western Australia. Ewige Geraden wechselten sich ab mit langgestreckten Ebenen. Ab und an waren Hügel am Horizont zu sehen, die ich dank des leichten aber stetigen Gegenwindes nach etwa 1,5 Std. passierte. Ein Highlight am Wegesrand waren die Granitboulder auch „Devils Marbels“ genannt, die 110 km vor Tennant Creek liegen und so eine prima Übernachtsstätte für mich waren. Am letzten Roadhouse holte ich mir noch die Information, dass dort auf jeden Fall Wasser zur Verfügung stehen soll. Prima! Dort angekommen musste ich leider das Gegenteil feststellen und der Park Ranger meinte auch noch wie ich nur so leichtsinnig sein kann, ohne Wasser unterwegs zu sein. Denn immerhin hatte ich es geschafft, mich aus eigener Kraft von der Kälte in die Hitze zu bewegen. 30 Grad waren nun wieder erreicht.

Aber die Sorge war völlig umsonst. Kaum hatten die ersten Caravanfahrer mitbekommen, dass ich kein Wasser habe, wurde mir von allen Seiten Hilfe angeboten. Zum Schluss hatte ich nicht nur Wasser, sondern auch eine eiskalte Dose Cola in der Hand sowie eine Einladung zu einem Glas Wein nach dem Abendessen.

Nach einem schönen Sonnenuntergang zwischen den Granitklötzen, einem guten Wein zum Ausklang des Tages und einer Ehrenrunde am Morgen vorbei an den Caravanfahrern, begleitete mich noch ein Dingo ein paar Kilometer bis es ihm wohl schließlich zu eintönig wurde. Auch die letzte Etappe nach Tennant Creek mit ihren 110 km hatte es in sich. Ständig forderte die Straße meine volle Konzentration. Nicht dass ich eine der 2 Kurven verpasse während ich immer wieder den vorbeifahrenden und hupenden Caravans winken musste.

Datum: 12.07. (Tag 57) - Tachometerstand Juwi: 3938km - davon Australien 3938km / davon Neuseeland km 0 / Ort: Tennant Creek

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Kommentare

Hei Juwi, wenn es die Tage mal wieder etwas kälter wird, kannst Du Dir ja warme Gedanken machen und an den deutschen Sommer denken. Heute wurden in Mühlacker mal wieder angenehme 36°C gemessen.

Speichen- und Felgenbruch!

Beste Grüße, Rool

... wenn's Dir kalt ist: Stell Dich einfach in 'ne Ecke - die hat nämlich 90 Grad ;-)!

In diesem Sinne Gruß aus Mazar-e Sharif, wo wir vorgestern mit 52 Grad den bisher wärmsten Tag hatten!

So long,

Walli

Lieber Juwi, 2 Jahre ist es her, dass meine Frau und ich Dich im Olympic Park bei Seattle trafen. Wir beneiden Deine Erlebnisse - soweit sie normale Klimaverhältnisse beinhalten.. nach unserem kalten Frühsommer ist hier so knackig wie bei Dir (ab jetzt). Tokyo vorige Woche war schlimmer, 27 Grad 99% Luftfeuchtigkeit. Bei unserem Australienurlaub vor 11 Jahren waren wir von den warmen Pools in Mataranka (nahe Cathrine Gorge) so begeistert. Hast Du die verpasst? Mein Ehering liegt noch irgendwo in einer Ecke des Waschhauses. Ich muss da nochmal hin. Müsstest ja bald in Coober Pedy sein, geiler Ort. Schau mal nach ob Crokodile Harry noch lebt, unbedingt besuchen!. War damals schwer krank in seiner Klause. Wir wünschen Dir erfolgreiches Erreichen des südlichen Wasserkante des Kontinents

kucki