Festgefahren am Traumstrand

Auch nach Rockhampton brachte die Straße keine positiven Überraschungen. Immer wieder flüchtete ich auf der kurvigen Strecke in den Graben, da sie LKWs einfach nicht ausweichen wollten. Auch die Magpie-Angriffe aus der Luft häuften sich, aber die nehme ich schon gar nicht mehr ernst.

„Durchhalten“, dachte ich mir, denn Harvey Bay war nicht mehr weit. Dort steuerte ich eine wirklich schöne Herberge an. Gemütlich untergebracht in einem echten „Queenslander“ - ein Haus auf Stelzen. So konnte ich erst einmal durchatmen. Nach all der freudlosen Radlerei wollte ich mir was gönnen und hatte mir eine Tour auf Fraser Island ausgesucht. Fraser Island, das ist schon fast ein Muss für den Australienreisenden. 1992 aufgenommen von der UNESCO in das Weltnaturerbe. Eine Länge von 123 km und eine Breite von 22 km ist noch nichts Besonderes, aber was ist dann so besonders an dieser Insel?

Vielleicht ist es die Tatsache, dass sie komplett aus Sand besteht und somit die größte Sandinsel der Welt ist. Oder ist es der Regenwald, der hier prächtig gedeiht. Die wunderschönen Seen oder gar die Tierwelt wie z. B. der Dingo. Genetisch fast "rein" und nicht so wie die Festland-Dingos, die sich auch mit Hunden paaren können.

Das Zusammenspiel von allem ist es was Fraser Island aus macht. Ich war schon ganz gespannt was mich nach der Überfahrt mit der Fähre erwartet. Gebucht hatte ich eine 2-Tagestour, bei der die touristischen Highlights angesteuert werden. Man kann sich auch einen Miet-Geländewagen nehmen und die Insel auf eigene Faust erkunden. An Erfahrung im Sandfahren sollte es bei mir nicht fehlen– nach etlichen Sahara-Durchquerungen. Nur fand ich niemanden, der auch auf die Insel wollte. Das ist wohl der Nachteil der kleinen gemütlichen Herberge.

Nachdem uns der Ablauf der zwei Tage geschildert wurde, hieß es auch schon aufsteigen in den Allrad-LKW. Nach Aussagen unseres Guides darf die einzige Frau unter all ihren männlichen Kollegen mit ihrem LKW überall parken und auch in Einbahnstraßen falsch herum einfahren - was sie dann auch hin und wieder wirklich tat. Als sie nach einem Co-Pilot verlangte zögerte ich nicht lange und kletterte in das Führerhaus, wo ich zwar einen guten Ausblick hatte, aber direkt über der Achse saß und richtig durchgeschüttelt wurde.

Der erste Stopp war an einem See. Der versprach, was die Insel halten sollte: weiße Strände, klares blaues Wasser umrundet von Regenwald - herrlich! Auch der zweite See war eine Augenweide und viele nutzten die Gelegenheit, um ein Bad im kühlen Nass zu nehmen.

Den Sonnenuntergang genossen wir etwas erhöht von unserem Resort aus, wo auch das Abendessen serviert wurde. Mal ganz was anderes, so „all inklusive“ unterwegs zu sein. Auch das Nachtleben kam nicht zu kurz und nach der „happy hour“ legten viele noch eine heiße Sohle auf's Parkett.

Beim Frühstück war ich einer der Ersten. Ich konnte es kaum erwarten und gönnte mir ein extra großes Frühstück mit allem drum und dran.

Heute stand die Ostseite der Insel auf dem Plan. Die Fahrt über den Strand kam mir sehr bekannt vor - wie auf der Reise 2001 durch Mauretanien. Auch hier musste man durch weiche Sandfelder weg vom Strand fahren. Schon beim ersten Sandfeld brauchten wir drei Anläufe, um durch zu kommen. Und beim Zweiten ist es dann passiert. Zu vorsichtig und mit geringer Drehzahl blieb der Lkw am Hang stehen. Also Rückwärtsgang und ab an den Strand. Nur fuhr sie dieses Mal nicht bis an den härteren Sand und versuchte schon vorher wieder Richtung Hang zu fahren mit dem Ergebnis, dass sie nur ein paar Meter vorwärts kam. Jetzt hatten wir vorne wie hinten schon einen Sandkeil und konnten uns nur noch ein paar Meter bewegen. Nach etwa 10 Versuchen da doch noch irgendwie heraus zu kommen mussten wir aussteigen und sie probierte es weiter mit dem Ergebnis, dass der LKW bis zur Achse drin steckte. Zum Glück kam ein anderer LKW vorbei und gemeinsam mit dem anderen Fahrer schaufelten wir die Räder frei. Dann war das Freiziehen kein Problem mehr. Diesmal mit mehr Schwung und etwas weniger Luft in den Reifen klappte auch der Anstieg und wir konnten uns anschließend ein Bad gönnen.

Vom „Indian Head“, einem Aussichtspunkt, aus hatte man eine prima Aussicht und sogar Wale konnte man springen sehen. Aber auch Haie, Meeresschildkröten wie auch Makrelen konnte man im blau schimmernden Meer sichten. Auch ein Stopp wert war das Schiffswrack der „Maheno“, die hier auf dem Weg nach Japan im Jahre 1935 durch einen Wirbelsturm an Land strandete. Von dem Wrack ist noch viel (Rost) zu sehen denn von den 300 Geschossen, die aus Übungszwecken während des 2. Weltkrieges auf das Schiff abgefeuert wurden trafen nur zwei ihr Ziel!! Auch der 2. Sonnenuntergang auf der Insel, den wir vom Fährsteg aus genossen haben, war herrlich und konnte nur noch vom abendlichen Büfett überboten werden - bei dem ich wie immer mächtig zugelangt habe. Viel zu schnell gingen die Tage auf Fraser Island zu Ende und zu schnell saß ich wieder auf dem Rad. Die letzten 300 km bis Brisbane wollte ich hinter mich bringen. Weit gekommen bin ich nicht. Bis kurz nach Marybourough radelt ich 40 km, dann kehrte ich um und besorgte mir ein Zugticket. Die Straße war wieder etwas enger, viel Verkehr und als ein LKW auch noch eine Vollbremsung neben mir machte, weil er ein Auto fast rammte, reichte es mir endgültig. Etwas müde, da ich um 4.00 Uhr aufstehen musste, aber dafür sicher, erreichte ich heute Brisbane. An den nächsten Tagen steht dann die Besichtigung der drittgrößten Stadt Australiens an – mal schauen was mich hier erwartet.

Datum: 25.08.(Tag 100) - Tachometerstand Juwi: 6349 km Ort: Brisbane/Australien

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