Plötzlich alleine

Da stehen sie und winken, schön war es wenn auch nur kurz. Jetzt bin ich alleine und ich hab ein Ziel, die Slowakei. Nur liegen da noch Rumänien und Ungarn dazwischen. Ganze zwei Tage brauche ich für die doch kurze strecke, gut ich habe es nicht so eilig aber der starke Schwerlastverkehr und unzählige Baustellen in Rumänien fordern ihre zeit. Das sind auch die ersten Sachen die mir auffallen in Rumänien, die Lkws, während man auf dem Balkan schon fast auf den Autobahnen die Lkws suchen muß ist hier in Rumänien, wo ich auf keinen Autobahnen fahre, alles voll von den Gütertransporter. Besonders an den Knotenpunkten wie Timisoara ist das vorwärtskommen etwas ausgebremst.Vielleicht hätte ich mir die Stadt etwas näher anschauen sollen, einst auch " Klein Wien" betitelt und mit der ersten elektrischen Straßenbeleuchtung Europas gibt es doch viel zu sehen dort. Immer weiter führt mein weg Richtung Norden, gefühlte dreitausend Baustellen später verlasse ich kurz hinter Oradea mein Geburtsland Rumänien. In Ungarn geht zügig voran auf den Autobahnen aber mein erstes Ziel in der Slowakei muß ich gleich sausen lassen als ich genauer nachlese, die Dobschauer Eishöhle ist nur in der Hauptreisezeit geöffnet. Kurz vor Kosice mach ich dann mit den Polizei Bekanntschaft, nicht weil ich zu viele Stunden hinter dem Steuer gesessen bin, nein, eine Unaufmerksamkeit weil ich neben dem fahren noch meine Route auf der Landkarte nachschaute lies mich auf die Autobahn abbiegen- ohne Vignette. Auf den fünf Kilometer bis zur nächsten Ausfahrt lernte ich dann die Uniformierten kennen, ausreden waren zwecklos aber immerhin gingen sie von den erst geforderten hundertvierzig Euro herunter bis fünfzig - immerhin!!! Noch leicht verärgert über mein eigenes Missgeschick erreichte ich kurz später Herl`any das mit einem Naturschauspiel aufwartet , einem Geysir der aus 400m tiefe sein Wasser bis zu 20 m Höhe ausspuckt,aber wahrscheinlich weil es Nachsaison war war der nächste Ausbruch erst am nächsten Tag nachmittags!!! Hat die Slowakische Touristenorganisation sich gegen mich verbündet oder hätte ich das doch besser planen sollen?? Naja, wie auch immer die Zipser Burg hoch oben auf dem Berg(634m) von weitem sichtbar entschädigt. Mit 4 ha einer der größten Burgen Europas auch von der UNESCO gelistet lädt gerade zu ein sich wie im Mittelalter zu fühlen. In den siebzigern Jahren des 20. Jh. restauriert steht sie jetzt jeden Sommer für Turniere und dergleichen zur Verfügung. Zur Hohen Tatra der "Perle im Karpatenbogen" ist es nicht mehr weit und schon bei der Anfahrt kann ich sehen das das Gebirge überschaubar ist,nur 26 km lang und 17 km breit aber mit dem höchsten Berg nördlich der Alpen ist es schon etwas besonderes. Am Nachmittag komme ich in Strbske Pleso an und erkunde die höchstgelegen Siedlung der Hohen Tatra die gerade zu vollgepflastert ist mit edlen Hotels die auf den Wintertourismus warten. Auf einem alten "Rückeweg" der nur mit Untersetzung zu befahren ist gelange ich auf einen herrlichen Übernachtungsplatz auf 1350m, Wanderer die vorbeikommen staunen nicht schlecht als ich neben meine Auto sitze und Kaffee trinke, aber als die Sonne hinter dem Horizont verschwindet, verschwinde ich auch ins Auto, und vernehme die Brunftschreie des Rotwildes ganz in meiner nähe. Der Raureif am nächsten Morgen bestätigt mir das es doch recht frisch war in der Nacht. Etwas außerhalb der Stadt stell ich mein Auto ab um die Parkgebühr zu sparen, dann mache ich mich auf den Weg zum Wasserfall "Skok" der der legende nach von Tränen eines Unglücklichen Mädchens entspringt. Schade, das Mädchen hab ich nicht gefunden und auch keine der Tatra Gämsen, Wölfe oder Braunbären aber eine herrliche Bergwelt konnte ich vom Gipfel des 2412 m Velke Solisko erblicken. Die gerademal ca.45 Häuser des 35 Seelendorfes Vlkolinek (Wolfsdorf) sind etwas besonders und deshalb auch in der UNESCO gelistet. Holzhäuser allesamt mit Schindeln gedeckt und bunt Angestrichen und dazu noch jedes um die 100 Jahre alt. Wie ein Freilichtmuseum, aber Bewohnt, liegt es herrlich in der lieblichen Landschaft der Großen Fatra und lädt gerade zu ein den Tag ruhig angehen zu lassen mit kleinen Wanderungen durch die Landschaft - als wäre die Zeit hier stehen geblieben. Auf kleinen Wegen fahre ich immer weiter Richtung Trentschin getreu dem Motto "der Weg ist das Ziel". Trentschin auch "Perle des Waagtals" genannt kann mit einem mittelalterlichen Stadtkern um den Marktplatz und einer überder Stadt thronenden Burg aufwarten. Richtung Bratislava (Preßburg) verschwinden die Hügel und machen einer ebene Platz. Herrlich an der Donau gelegen und vom Zweiten Weltkrieg nicht zerstört worden, ist die Stadt mit all ihren "Highlights" heute ein Touristenmagnet. Schöne Restaurants und Straßenkaffees laden ein zum verweilen in der Altstadt,auch ich genieße nochmal die Böhmische Küche bevor ich mich aufmachen Richtung Heimat. Ganz Nachhause schaffe ich es dann doch nicht, im Berchdesgadner Land mache ich noch eine Wanderung am Königsee und kann den Watzmann bei herrlicher Sonne sehen. Hier ist es so schön das hat sich selbst bis Japan herumgesprochen und so kommt ein Bus nach dem anderen angefahren und spuckt eine Ladung Menschen heraus die dann die Trachtenläden usw stürmen. Fast ein jahr ist es her das ich Andrea in Australien (siehe Feuer und Wasser)getroffen habe. Da Kempten fast auf dem Heimweg liegt schaue ich noch bei ihr vorbei, eine gute Idee. Der Tisch ist schon gedeckt als ich komme und wir haben den ganzen Nachmittag Gesprächsstoff, selbst das 18 Grad kalte Wasser des Badesees kann unseren Redefluss nicht stoppen, viele Ecken dieser Welt hat sie schon unter ihre Räder genommen. Einen schöneren Abschluss der doch kurzen Reise konnte ich nicht haben und so erreichte ich Maulbronn nach drei Wochen und 6500 km gefahren Kilometer.

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