Hoch Hinaus kommt vor der Abfahrt

Medellin brachte die nötige Entspannung mit sich, vorausgesetzt man mutete sich nicht zu viel zu. Auf 1500 m gelegen konnte man wenigstens Nachts davon ausgehen schlafen zu können da die Hitze sich verabschiedete für ein paar Stunden. Tagüber auf meinen Streifzügen durch die zweitgrößte Stadt Kolumbiens machte ich es den Einheimischen nach und ging von einem Schatten zum nächsten, auch so bekam ich die wichtigsten Sehenswürdigkeiten in der Innenstadt zu sehen. Gegen Abend wurde es dann gemütlicher und in Geselliger Runde mit einem Deutschen Motorradfahrer und einem Kolumbianer , der 15 Jahre in Deutschland gewohnt hatte, wurde so manches Bier geöffnet.

So sicher wie sich Medellin jetzt präsentierte war es nicht immer, einst herrschten hier andere Gesetzte. Die schillernde Persönlichkeit Pablo Escobar (laut Forbes Magazin `89 der siebt reichste Mann auf der Erde) hatte 19 Anwesen in Medellin alleine - jedes mit einem Hubschrauberlandeplatz ausgestattet. Nachdem man ihn arrestierte, war es ihm erlaubt worden den Platz selber zu gestalten. So lies er sich eine Luxusgefängnis erbauen mit Fußallfeld, Pool, Bars usw. und feierte dort ausgelassene Feste. Klar das man dann nicht so richtig Lust hat auf ein richtiges Gefängniss hat. 18 Monate dauerte sein Flucht die mit tödlichen Schüssen auf ihn 1993 endete.

Für mich schließe ich daraus das Geld alleine nicht glücklich macht, vor allem wenn es aus dem Drogenhandel stammt und 4000 Menschen das Leben lassen mussten. Was blieb mir da noch anderes übrig als mich wieder auf mein Rad zu schwingen. Schnell war ich wieder in der Realität, durch Medellin und seine Vororte vorbei an Bächen und Flüßen, die eher wie der Zulauf einer Kläranlage rochen, näherte ich mich dem Abzweig aus dem Tal, jetzt hies es erstmal Bergauf strampeln. Bis auf 2700 m durfte ich steigen, oben erwarteten mich (angenehm) kühle Temperaturen und eine Landschaft die eher an den Schwarzwald erinnert als an Kolumbien. Wenn man aber die Lautstärke der LKW´s und den Geräuschpegel in der Stadt wieder um sich hat ist man sich aber sicher nicht zuhause zu sein.

Die Abfahrt ins Magdalenadelta hatte ich mir schöner vorgestellt, Nebel und schlechte Straßen forderten den stetigen Einsatz meiner Bremsen und meiner Konzentration. Die nächsten Tage waren geprägt durch viel Rad fahren (nach den letzten Kommentaren kann ich das nicht auf mir sitzen lassen :-) ) Um sechs Uhr ging es schon los um die Morgenkühle von 30 Grad auszunutzen. Lange lies die Sonne nicht auf sich warten um mich den Tag über auszutrocknen bei 36 grad im Schatten. Da war ein Regentag eine herrliche Erfrischung um die Hügelige bis Ebene Landschaft die viel von Viehzucht geprägt ist zu genießen. Der letzte Tag vor Mompos hatte es noch mal in sich. Schotter und Sandpisten erschwerten mir das Vorwärtskommen, Sonnenschutz gab es dafür Gratis- jeder LKW deckte mich mit einer Staubschicht zu und bis diese dann vom Schweiß abgespült war kam schon der nächste. In Mompos einem kleinen Dorf im Magdalenedelta, verbringe ich (unter einem Ventilator) meine Ruhetag und plane die meine weitere Reise.

Datum: 17.04.(Tag 34 ) - Tachometerstand: 2335km / davon Equador 660km / - davon Kolumbien 1675km / - Ort: Mompos(Kolumbien)

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