Sprengstoff und 96% Schnaps bei der Arbeit

In Uyuni trennte sich vorerst unsere Reisegruppe. Ich fand eine akzeptable Unterkunft wo ich mir den Hof einer Herberge mit vielen Fahrzeugen von Arbeitern, wie auch meinen liebgewonnen „Landcruiserfreunden“ teilte. Bei den Angeboten an kleinen Restaurants und den unschlagbaren Preisen ,Lamasteak mit Pommes, Nudeln und Salat für 2,5Euro, lohnte es sich nicht selber zu kochen - Willkommen in Bolivien mit seinen günstigen Preisen. Das morgendliche warmlaufen lassen der Motoren im Hof beendete unseren Schlaf und am zweiten Tag verließen wie die Herberge da Uyuni auch nicht gerade zum verweilen einlädt.

Vorher besuchte ich noch den Eisenbahnfriedhof der am Stadtrand zu einer der Hauptattraktionen von Uyuni zählt. Etliche Loks wie auch Wagen stehen da in der Wüste auf dem Abstellgleis, teils ausgeschlachtete, und zeugen davon das die Schienen, die jetzt von Sand bedeckt sind, mal sehr wichtig für den Ort und seine Wirtschaft waren. Heute rollen die Güter über die Asphaltierte Straße wo man sogar Maut zahlen muss.

Alleine machte ich mich auf den Weg nach Potosi. Schon kurz nach der Stadt ging es wieder hinauf auf 4300 m wo ein starker und Kalter Wind mich empfing. Kleine Lehmhütten, um die ein paar Tiere zu sehen waren wie auch Landwirtschaft für den Eigengebrauch, prägten das Landschaftsbild in der Hochebene.Zu meiner Überraschung tauchten an meinem Übernachtungsplatz meine Freunde mit ihrem Landcruiser kurz vor Sonnenuntergang auf. Morgens staunten sie nicht schlecht als ihre Wasserflaschen durchgefroren waren, aber kein Wunder bei – 20 Grad, da war es bei mir fast noch warm im Auto mit -8 Grad. Trotz Höhe und Kälte sprangen die Autos gut an und wir konnten die Fahrt nach Potosi fortsetzten. Mit einer Einwohnerzahl von über 175000 und einer Höhe von knapp 4000 m ist sie einzigartig in der Welt, aber das alleine macht Potosi nicht aus. Auch sind es nicht die Kolonialgebäude um den Plaza 10 de Noviembre die unter UNESCO Weltkulturerbe stehen, die die Stadt berühmt machten. Es ist der „Cerro Rico“ der über der Stadt thront und wo 14000 Minenarbeiter und ca 800 Kinder arbeiten. Bei einer Tour durch die Minen konnten wir uns ganz gut ein Bild machen unter was für Umständen hier gearbeitet wird. Staub,Lärm,Hitze und Stollen die einem nicht immer erlauben Aufrecht zu stehen sind nur ein teil dessen was das arbeiten erschwert. Auch die Höhe, fehlendes Licht, und viel Handarbeit erschweren die tägliche Arbeit. Viele Minenarbeiter arbeiten für sich, folgen einfach den Mineralien und das schon vor der Stadtgründung 1545. Man kann sich vorstellen wenn der Berg über Jahrhunderte von unzähligen Zugängen aus und ohne Plan durchlöchert wird, das es um die Sicherheit nicht so gut steht. Freitag Mittag, als unsere Tour begann durch die Stollen, fingen die Minenarbeiter gerade an das Wochenende zu feiern. Zu den Kokablättern die sie ständig kauten, kam dann noch Zuckerrohrschnaps 96% den man entweder Pur zu sich nimmt oder mit einem anderen Getränk mischt. Auch dem „Tio“ wird immer etwas von dem guten Getränk geopfert – und die Reinheit von dem Alkohol soll auch Einfluss haben auf die Reinheit von den Mineralien . Nach guten zwei Stunden erkunden der recht engen Gänge, das zeigen wie auch das ausprobieren Löcher in den Fels zu treiben mit Hammer und Meißel für die Dynamitstangen, erreichten wir den Ort wo die Minenarbeit zusammen mit ihrem „Tio“ feierten. Schnell konnte man feststellen das der reine Alkohol sein Wirkung nicht verfehlt hatte und die Gesellschaft gut drauf war. Jetzt konnten wir auch die letzten Geschenke los werden die wir auf dem Markt gekauft hatten. Kokablätter, Zuckerhaltige Geränke, den guten 96%Schnaps oder gar Dynamitstangen waren die Geschenke die unsere Gruppe an die Arbeiter überreichten. Vor allem bei den Frauen aus der Gruppe wurde sich überschwänglich bedankt und so manche fand sich umringt und durfte noch schnell das Tanzbein schwingen bevor unser Guide, auch ein Ex Minenarbeiter, zum schnellen Aufbruch riet. Auch wo die Mineralien gebrochen werden und die Metalle, meist Silber, herausgelöst werden, ist nicht gerade ein Arbeitsplatz von Deutschen Sicherheitsbestimmungen oder gar strengen Umweltauflagen – aber sehr interessant . Nach dem Fluchtartigen verlassen der Mine durften wir noch unsere Schutzkleidung wie auch Helme abgeben, bevor wie Nachdenklich uns auf den Nachhauseweg machten.

Von Potosi aus führte die Straße schnell hinab, schon bald wurde es wärmer, grüner und auch die Häuser sahen nicht mehr so ärmlich aus wie auf dem Altiplano. In Sucre, auf einem keinen Campingplatz fanden sich dann alle „Salarfahrer“ unserer Gruppe wie auch einige andere ein. Ein angenehmes Klima, eine schöne Stadt- die seit 1991 auch UNESCO Weltkulturerbe sich nennen darf , und nette Gesellschaft sind eine perfekte Mischung um mal ein paar Tage sich zu entspannen. Die folgenden Tage, konnte ich endlich meine Laufschuhe etwas ausführen, mir eine neue Matratze kaufen und zuschneiden und weil es hier so günstig ist, mir Bezüge dafür noch anfertigen lassen. Abends wurden dann diverse Restaurants getestet bevor es meist noch in geselliger Runde ein Bier auf den Campingplatz gab !

Datum: 31.05.2017(194 Tag) - Tachometerstand: 113596km - gefahrene Kilometer:15601km / davon Europa 630 km / Südamerika 14971km – Ort:Sucre/Bolivien

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