Die letzten Tage

Die Landschaft hat jetzt kaum noch Erhebungen und dennoch ist es alles andere als Langweilig. Die Strecke Richtung Santa Fe ist mir noch gut bekannt von meiner Radreise und genau das ist der Grund das ich hier unterwegs bin. Ich wurde 2002 von einer radbegeisterten Familie auf der Straße angesprochen und zu sich Nachhause eingeladen, dort wurde ich im Fahrradclub der Söhne vorgestellt und mit bestem Churrasco, gegrilltes Fleisch nach argentinischer Art, verköstigt.

Aber erst hatte ich noch einen kleinen Umweg von 300 km zu fahren, da eine Brücke zerstört war. Auf kleinen Straßen, vorbei an Gauchos und ihren Herden, ging es durch die Pampa und da der ganze Verkehr hier rollte wurde es nochmal so richtig staubig hier.

Leider ist die Region aber auch für die berüchtigten Polizeikontrollen bekannt. Auch bei mir wurden sie fündig da ich mit Nebelscheinwerfer gefahren bin anstatt mit dem vorgeschriebenen Abblendlicht. Nach langen Verhandlungen und auch dem Hinweis das ich so durch ganz Südamerika gefahren bin ohne Probleme (und dies auch viele Einheimische tun ohne Strafe zu zahlen), konnte ich das Bußgeld von 180 Euro auf 25 Euro reduzieren – dennoch eine Frechheit wenn man sieht was für Autos hier herumfahren die alles andere als Verkehrssicher sind . Von anderen Reisenden habe ich abenteuerliche Geschichten gehört was ihnen vorgeworfen worden ist und es gab wohl auch schon einen Wechsel bei der Polizeiführung wegen zu vielen Auffälligkeiten – aber geholfen hat es wohl noch nicht!

Aber dieser Vorfall betrübte mich nur kurz. Die Überraschung war mir gelungen und die Freude auf beiden Seiten groß über das Wiedersehen nach solch einer langen Zeit. Einer der Söhne ist mittlerweile ein bekannter „youtuber“ in Argentinien und berichtet über seine Reisen, wie auch im Moment wo er mit dem Motorrad unterwegs ist. Sogar ein Buch hat er schon herausgebracht und mit Stolz zeigten mir jetzt seine Eltern das Buch wie auch den Vermerk, das ich mit meinem Besuch damals ihn inspiriert habe um selber zu reisen. Der Nachmittag verging schnell und gegen Abend ging es für mich weiter da meine Gastgeber leider weg mußten.

Noch am gleichen Abend wurde ich abermals an einer Polizeikontrolle angehalten und jetzt waren es meine Sandbleche die sie störten. Mit dem barschen Verweis das ich heute schon mal angehalten worden bin und zahlen mußte lies ich mich auf keine weiteren Diskussionen ein und durfte tatsächlich weiterfahren.

Bei Salto Grande überquerte ich glücklich die Grenze nach Uruguay. Hier konnte ich nochmal ein Wasserkraftwerk bestaunen das von beiden angrenzenden Länder betrieben wird. Nicht ganz so groß wie Itaipu aber dennoch beeindruckend war die Besichtigung der Anlage die 1983 Fertiggestellt wurde und bis zu 70 % der benötigten Energie für Uruguay liefert und 8 % der benötigten Energie für Argentinien produziert. 14 Turbinen mit einem Durchmesser von 8,5 m russischer Bauart produzieren hier 1,890 MW aus dem Reservoir des aufgestauten Uruguay Fluß das eine Fläche von 783 Quadratkilometer umfaßt.

Nach so viel Technik war mal wieder Natur angesagt, bei einem schönen Campingplatz mit Thermalquellen konnte ich die Ruhe und das herrlich auf 38 Grad temperierte Wasser genießen. Auch meine nächsten Plätze waren super, direkt am Rio Uruguay gelegen, mit Sandstrand und ohne viel Trubel konnte ich meine Reise der vergangenen Monate nochmal wirken lassen. Am besten mit einem kühlen Bier in der Abendstimmung und dem Blick auf das andere Ufer wo ein Unwetter tobte. Bis zu dem Campingplatz in Nueva Helvecia war es nicht mehr weit, hier heißt es jetzt das Auto wieder fertigmachen zum Verschiffen, den ganzen Staub und Dreck abspülen, einwachsen und alle Schmierstellen abschmieren. Hier, wo viele Reisende ihr Fahrzeug abstellen um später die Reise fortzusetzen , hat der Zoll mal kurzerhand alle 17 Fahrzeuge beschlagnahmt ( auf andere Plätzen hat er auch zugeschlagen – andere wiederum wurden verschont) , vom Geländewagen bis zum riesigen LKW ist alles dabei. Jetzt bangen viele um ihren Besitz der für einige, die Vorort sind, in greifbarer Nähe ist aber nicht erlaubt ist zu benutzen oder gar zu öffnen. Da man 1 Jahr sein Fahrzeug im Land lassen darf und als Person aber nur 3 Monate bekommt, macht die Begründung auch nicht unbedingt Sinn das man sein Fahrzeug nicht alleine lassen darf. Jetzt heißt es noch ein paar Tage genießen, und dann stehen die letzten Kilometer an bis Montevideo wo mit etwas Verspätung das Schiff kommt.

Datum: 10.11.2017(357 Tag) - Tachometerstand: 126239 km - gefahrene Kilometer: 29784 km / davon Europa 630 km / Südamerika 29244 km – Ort: Nueva Helvecia/Uruguay