Patagonien—Kalifornien 2002/2003
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Bolivien und Peru
La Paz, die höchstgelegene Hauptstadt der Welt, war unser Zuhause für die nächsten drei Wochen.
Sprachkurs, Nachtleben und Akklimatisieren standen auf unser „Zu erledigen“-Liste.

Nach und nach übte dann die direkte Nähe zu einem 6000er doch wieder eine magische Anziehungskraft auf uns aus, so dass wir uns nach ersten durchstandenen Magen-Darm Erkrankungen aufmachten. Hochalpin ausgerüstet und mit einem Frühstück, bestehend aus einer gefüllten Teigtasche im Magen ging es per Bus an den Fuß des 6088 Meter hohen Huyana Potosi. Über Gletschermuränen gelangten wir zum 5200 Meter hoch gelegenen Basecamp,
an dem die geführten Touren ihre Lager aufschlagen. Hier trafen wir auf einige frierende Träger, die uns von Temperaturen zwischen -20°C und -25 °C berichteten. Vom Basislager aus ging es mit Eispickel und Steigeisen bewaffnet über den Gletscher bis auf 5600 Meter, wo wir erschöpft vom Aufstieg, der dünnen Luft und den schweren Rucksäcken unser Zelt auf dem ewigen Eis aufschlugen. Die Sonne brannte unerbittlich auf uns herab. Doch kaum war diese verschwunden machte sich eisige Kälte breit. Da der Luftdruck nachts noch mehr sinkt war an Schlaf kaum zu denken. Doch dies war leider nicht meine einzige Sorge. Das Frühstück war mir nicht bekommen, ich hatte Durchfall und musste während der Nacht insgesamt drei mal raus und bei -25°C die Hüllen fallen lassen. Heiko merkte von all dem noch nichts und kochte Tee, um unseren erhöhten Flüssigkeitsbedarf in der Höhe abzudecken. Als es um drei Uhr eigentlich mit dem Gipfelsturm losgehen sollte fühlte ich mich eher elend und wir brachen im Morgengrauen unsere Zelte ab. "Halbes Leid ist geteiltes Leid" sagte sich wohl mein treuer Freund und so bekleckerte auch er das makellose Weiß des Gletschers mit dem Frühstück des letzten Morgens. So bekamen wir einen gehörigen Dämpfer, dachten wir doch bisher: wir schaffen alles auf Anhieb!!!

Sorata auf nur 2500 Meter bot uns das richtige Ambiente, um uns von den Strapazen zu erholen. Es war schön grün, angenehmes Klima und vor allem wieder jede Menge Luft zum durchatmen.

Der alte Inkaweg „Camino de Oro“ machte uns neugierig. Ausgestattet mit einer ungenauen (handgemalten) Karte ging es von 4500 Meter inab in den Regenwald bis auf 1000 Meter. Die Temperaturen waren weiterhin ziemlich ungemütlich. In der ersten Nacht gefror noch alles um uns herum - den Kindern in ihren Sandalen aus alten Autoreifen, schien das aber nichts auszumachen. Die runden, fensterlosen Steinhütten, in denen sie mit ihren Familien lebten,liessen den Rauch von dem spärlichen Feuer nur schwer nach aussen dringen. Der ohnehin knappe Platz in der Hütte musste darüber hinaus noch mit den Tieren geteilt werden. Im Regenwald machten uns die konstante Feuchte und die Regengüsse zu schaffen. Da weder unsere Kleidung noch unsere Körper richtig trocken zu bekommen waren, war die Haut an den Füßen aufgeweicht und schälte sich ab, so dass uns das Laufen starke Schmerzen verursachte. Auch die allgegenwärtigen Moskitos versüßten uns nicht gerade den verdienten Abendkaffee. Wir sahen auch etliche Goldgräber, die in erschreckend kleinen Höhlen untertage ihr Glück suchten. Höhlen, in die man nur kriechenderweise gelangte - und das meist nur unter Alkohol- und Nikotineinfluss und einem Haufen Kokablättern im Mund, um alles einigermaßen erträglich zu gestalten.

Am nächsten größeren Ort gab es dann endlich eine Straßenanbindung und so feierten wir Heikos Geburtstag im Jeep auf der Strecke La Paz - Sorata. Da es die einzige Verbindung ist, wurden auch Kranke mit Infusionen im Arm mitgenommen, was jedoch nichts an der halsbrecherischen Fahrweise änderte.

Die nächste Station war der Titicacasee, für den wir uns ausgiebig Zeit nahmen. Auch der „Isla del Sol“ sowie den schwimmenden Inseln vor Puno statteten wir einen Besuch ab.

In Cuzco genossen wir erstmals wieder das Nachtleben mit westlicher Musik und Getränken, bevor es dann wieder kulturell weiterging und die Besichtigung im Urubamba-Tal unsere ganze Aufmerksamkeit forderte. Höhepunkt war dann schließlich der Besuch von Machu Picchu.

Über Lima ging es nach Huaraz, einem kleine Dorf in der Cordillera Blanca, von wo aus man 23 Gipfel über 5000 Meter bestaunen kann!!! Weiterhin besuchten wir einige abgelegene Dörfer und bewältigten so manchen Pass. Nachts wurde es dabei stets empfindlich kalt. Da half auch kein heisser Tee mehr, früher Rückzug ins Zelt war die einzige Chance, der Kälte zu trotzen.

Da Heikos Abflug immer näher rückte, begaben wir uns langsam auf den „Heimweg“, was sich jedoch alles andere als einfach darstellte. Nach Besichtigung der Nascar-Lines hörten wir von schweren Ausschreitungen — die Ausreise aus Peru sei momentan nicht möglich. Städte wie Arequipa waren komplett abgeriegelt. Da wir jedoch bereits unsere Bustickets hatten, versuchten wir es trotzdem. Selbst die Panamericana war einseitig mit schweren Steinen zugeschüttet und man sah vielerorts die Rückstände verbrannter Reifen. In Tacna brannten ebenfalls Autoreifen am Busbahnhof und es gab keinen offiziellen Grenzverkehr. So wurden unsere Pässe kurzerhand auf der Motorhaube mit einer Schreibmaschine bearbeitet, während wir uns in einem Privatfahrzeug versteckten.

Schliesslich schafften wir es doch noch, heil in Chile anzukommen. Allgemeines Aufatmen war angesagt. Weiter ging die Fahrt nach Valparaiso. Heikos letzten Tage verbrachten wir bei Freunden in Santiago de Chile und wurden dort auch Zeuge der Niederlage der deutschen Nationalelf gegen Brasilien.

Da meine Bekannte zu ihrem Geburtstag Besuch aus Deutschland erwartete, kam ich auf diesem Wege auch unkompliziert zu meinem Fahrrad — vielen Dank dafür!

Der Abschied von Heiko nach dem halben Jahr war alles andere als leicht. Einen besseren Reisepartner konnte es für mich gar nicht geben!


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