Bolivien
und Peru —
La
Paz, die höchstgelegene Hauptstadt der Welt, war unser Zuhause
für die nächsten drei Wochen.
Sprachkurs, Nachtleben und Akklimatisieren standen auf unser „Zu
erledigen“-Liste.
Nach
und nach übte dann die direkte Nähe zu einem 6000er
doch wieder eine magische Anziehungskraft auf uns aus, so dass
wir uns nach ersten durchstandenen Magen-Darm Erkrankungen aufmachten.
Hochalpin ausgerüstet und mit einem Frühstück,
bestehend aus einer gefüllten Teigtasche im Magen ging es
per Bus an den Fuß des 6088 Meter hohen Huyana Potosi. Über
Gletschermuränen gelangten wir zum 5200 Meter hoch gelegenen
Basecamp,
an dem die geführten Touren ihre Lager aufschlagen. Hier
trafen wir auf einige frierende Träger, die uns von Temperaturen
zwischen -20°C und -25 °C berichteten. Vom Basislager
aus ging es mit Eispickel und Steigeisen bewaffnet über den
Gletscher bis auf 5600 Meter, wo wir erschöpft vom Aufstieg,
der dünnen Luft und den schweren Rucksäcken unser Zelt
auf dem ewigen Eis aufschlugen. Die Sonne brannte unerbittlich
auf uns herab. Doch kaum war diese verschwunden machte sich eisige
Kälte breit. Da der Luftdruck nachts noch mehr sinkt war
an Schlaf kaum zu denken. Doch dies war leider nicht meine einzige
Sorge. Das Frühstück war mir nicht bekommen, ich hatte
Durchfall und musste während der Nacht insgesamt drei mal
raus und bei -25°C die Hüllen fallen lassen. Heiko merkte
von all dem noch nichts und kochte Tee, um unseren erhöhten
Flüssigkeitsbedarf in der Höhe abzudecken. Als es um
drei Uhr eigentlich mit dem Gipfelsturm losgehen sollte fühlte
ich mich eher elend und wir brachen im Morgengrauen unsere Zelte
ab. "Halbes Leid ist geteiltes Leid" sagte sich wohl
mein treuer Freund und so bekleckerte auch er das makellose Weiß
des Gletschers mit dem Frühstück des letzten Morgens.
So bekamen wir einen gehörigen Dämpfer, dachten wir
doch bisher: wir schaffen alles auf Anhieb!!!
Sorata
auf nur 2500 Meter bot uns das richtige Ambiente, um uns von den
Strapazen zu erholen. Es war schön grün, angenehmes
Klima und vor allem wieder jede Menge Luft zum durchatmen.
Der
alte Inkaweg „Camino de Oro“ machte uns neugierig.
Ausgestattet mit einer ungenauen (handgemalten) Karte ging es
von 4500 Meter inab in den Regenwald bis auf 1000 Meter. Die Temperaturen
waren weiterhin ziemlich ungemütlich. In der ersten Nacht
gefror noch alles um uns herum - den Kindern in ihren Sandalen
aus alten Autoreifen, schien das aber nichts auszumachen. Die
runden, fensterlosen Steinhütten, in denen sie mit ihren
Familien lebten,liessen den Rauch von dem spärlichen Feuer
nur schwer nach aussen dringen. Der ohnehin knappe Platz in der
Hütte musste darüber hinaus noch mit den Tieren geteilt
werden. Im Regenwald machten uns die konstante Feuchte und die
Regengüsse zu schaffen. Da weder unsere Kleidung noch unsere
Körper richtig trocken zu bekommen waren, war die Haut an
den Füßen aufgeweicht und schälte sich ab, so
dass uns das Laufen starke Schmerzen verursachte. Auch die allgegenwärtigen
Moskitos versüßten uns nicht gerade den verdienten
Abendkaffee. Wir sahen auch etliche Goldgräber, die in erschreckend
kleinen Höhlen untertage ihr Glück suchten. Höhlen,
in die man nur kriechenderweise gelangte - und das meist nur unter
Alkohol- und Nikotineinfluss und einem Haufen Kokablättern
im Mund, um alles einigermaßen erträglich zu gestalten.
Am nächsten größeren
Ort gab es dann endlich eine Straßenanbindung und so feierten
wir Heikos Geburtstag im Jeep auf der Strecke La Paz - Sorata.
Da es die einzige Verbindung ist, wurden auch Kranke mit Infusionen
im Arm mitgenommen, was jedoch nichts an der halsbrecherischen
Fahrweise änderte.
Die nächste Station war
der Titicacasee, für den wir uns ausgiebig Zeit nahmen. Auch
der „Isla del Sol“ sowie den schwimmenden Inseln vor
Puno statteten wir einen Besuch ab.
In Cuzco genossen wir erstmals
wieder das Nachtleben mit westlicher Musik und Getränken,
bevor es dann wieder kulturell weiterging und die Besichtigung
im Urubamba-Tal unsere ganze Aufmerksamkeit forderte. Höhepunkt
war dann schließlich der Besuch von Machu Picchu.
Über
Lima ging es nach Huaraz, einem kleine Dorf in der Cordillera
Blanca, von wo aus man 23 Gipfel über 5000 Meter bestaunen
kann!!! Weiterhin besuchten wir einige abgelegene Dörfer
und bewältigten so manchen Pass. Nachts wurde es dabei stets
empfindlich kalt. Da half auch kein heisser Tee mehr, früher
Rückzug ins Zelt war die einzige Chance, der Kälte zu
trotzen.
Da
Heikos Abflug immer näher rückte, begaben wir uns langsam
auf den „Heimweg“, was sich jedoch alles andere als
einfach darstellte. Nach Besichtigung der Nascar-Lines hörten
wir von schweren Ausschreitungen — die Ausreise aus Peru
sei momentan nicht möglich. Städte wie Arequipa waren
komplett abgeriegelt. Da wir jedoch bereits unsere Bustickets
hatten, versuchten wir es trotzdem. Selbst die Panamericana war
einseitig mit schweren Steinen zugeschüttet und man sah vielerorts
die Rückstände verbrannter Reifen. In Tacna brannten
ebenfalls Autoreifen am Busbahnhof und es gab keinen offiziellen
Grenzverkehr. So wurden unsere Pässe kurzerhand auf der Motorhaube
mit einer Schreibmaschine bearbeitet, während wir uns in
einem Privatfahrzeug versteckten.
Schliesslich
schafften wir es doch noch, heil in Chile anzukommen. Allgemeines
Aufatmen war angesagt. Weiter ging die Fahrt nach Valparaiso.
Heikos letzten Tage verbrachten wir bei Freunden in Santiago de
Chile und wurden dort auch Zeuge der Niederlage der deutschen
Nationalelf gegen Brasilien.
Da
meine Bekannte zu ihrem Geburtstag Besuch aus Deutschland erwartete,
kam ich auf diesem Wege auch unkompliziert zu meinem Fahrrad —
vielen Dank dafür!
Der Abschied von Heiko nach
dem halben Jahr war alles andere als leicht. Einen besseren Reisepartner
konnte es für mich gar nicht geben!
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