Offroadparadies Albanien

Sonnenschein trieb mich aus dem Auto heraus - endlich! Bei perfektem Wetter schnürte ich meine Wanderschuhe und erwanderte mir die nächsten zwei Tage ein paar schöne Ziele. Angekommen bei einem Wasserfall, mitten in den Bergen, war an die Felsen ein "FreeWIFI" angesprüht. Ich hielt das selbstverständlich für einen schlechten Scherz, um die womöglich mitwandernten Teenager etwas zu ärgern. Aber als ich nach einem kurzen Lachen eine kleine Solaranlage, eine Batterie und einen Router entdeckte, musste ich es ausprobieren und tatsächlich konnte ich im Internet surfen und gleich ein paar Bilder verschicken - total verrückt!

Auch das gerne besuchte "Blue Eye", ein kleiner Wasserfall, welcher in ein rundes, vom Stein ausgewaschenes Becken fiel, hatte ich für mich allein. Wie auch meinen Übernachtungsplatz, an dem ich ganze zwei Tage niemanden sah - der im Sommer aber bestimmt gut besucht ist! Ab Theth ging es auf Asphalt weiter. Ich fuhr über einen weiteren Pass, auf dem noch viel Schnee lag, der aber Dank kräftiger Räumfahrzeuge frei war. Dass die Räumfahrzeuge kräftig sind, schob ich auf die neuen Leitplanken, die aber fast vollständig aus ihren Verankerungen gerissen waren und somit nutzlos und auch gefährlich neben und auf der Straße lagen.

Auf unbefestigten Straßen ging es weiter um den Berg "Mali e Munellest", auch hier konnte ich mein Fahrzeug einfach am Übernachtungsort stehen lassen und mich stundenlang in der Bergwelt bewegen. Auf den Hochweiden lag noch viel Schnee, daher war auch hier oben noch niemand. Zwei Tage begegnete ich keiner Menschenseele, außer ein paar Schneehühnern, Hasen, einem Fuchs und sogar dem Wappentier Albaniens, einem Adler. Von einem Bären entdeckte ich leider nur die Spuren im Schnee. Ein Gulag konnte ich auch besichtigen, oder eher was davon übrig war - ein paar verfallene Gebäude. Die Häftlinge durften bestimmt in den Stollen Kupfererz abbauen, denn auch heute noch wird in dem erzhaltigen Berg Kupfer abgebaut.

Nach einem Stück Autobahn ging es wieder in die Einsamkeit der Bergwelt, "Mali e Zepes" so hieß der Berg, den ich eigentlich besteigen wollte. Bedauerlicherweise musste ich mir schnell eingestehen, dass ich es wegen des Schnees nicht schaffen würde. Er lag noch meterhoch und meine Skier hatte ich zu Hause gelassen. Selbst nachts konnte ich beim Blick in das Tal nur in der Ferne ein paar Lichter entdecken, so abgeschieden hatte ich es mir nicht vorgestellt.

Am "Schwarzen Drin" führte meine nächste Offroadstrecke entlang. Die nächsten zwei Tage ging es abermals durch dünn besiedelte Gebiete, die nur über diese Piste zu erreichen sind! Ich passierte einsame Häuser, aber auch ein paar Ortschaften. Fast bei jedem Gebäude gab es einen kleinen Garten und ein paar Tiere, was anderes bleibt einem hier auch nicht übrig.

Da ich nahe der Grenze unterwegs war und es hier nicht viele andere Wege gibt, ist es unausweichlich, dass einem immer wieder die, für Albanien typischen, Bunker auffallen. Gerade an wichtigen Bergpässen sah ich bis zu sechs Bunker in unmittelbarer Entfernung und dann mit etwas Abstand wieder die nächsten. Von den einst geplanten 700 000 wurden, in der Zeit zwischen 1972 und 1984 nach dem Austritt aus dem Warschauer Pakt, etwa 200 000 fertiggestellt. Sie prägen das Land bis heute. Sturm und etwas Schneefall bereiteten mir auf 1200 m eine unschöne Nacht und so freute ich mich, dass nach vielen Kilometern Piste endlich der Asphalt auftauchte.

Hier wurde mir wieder bewusst, das selbst auf Asphalt, große Löcher, über mehrere hundert Meter fehlender Belag, einfache Setzungen und Unterspülungen, Tiere auf der Fahrbahn usw. viel Aufmerksamkeit fordern.

Laguna e Godulles/Albanien 2761 KM

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