Feuer und Wasser

Wie schon angekündigt bin ich in Karratha in den Bus gestiegen, um bis nach Katherine in die Northern Territorys durchzufahren. Angesichts dessen, das ich durch die Busscheiben gesehen habe, bin ich auch nicht traurig über meine Entscheidung. Bei jedem Stopp an den Roadhouses achtete ich auf den Wind und konnte mich insgeheim freuen, da seine ständige Anwesenheit meine Entscheidung bekräftigte, wie auch die Landschaft, die sich nicht änderte.

Da es ja nicht gerade eine kleine Strecke war, die ich zurücklegte - Reisezeit 36 std - konnte ich die Nachtfahrt auch genießen und miterleben wie der Busfahrer trotz reduziertem Tempo immer auf der Hut sein musste vor Kängurus oder streunenden Rindern. Zwei mal wurde er sogar zu einer Vollbremsung veranlasst wegen der Rindviecher. Bei Kängurus war er nicht ganz so vorsichtig und ging nur vom Gas, aber die sind ja auch kleiner und richten nicht so viel Schaden an dank des montierten "Bullfängers".

Da Deutschland gegen Australien in der Fußball WM spielte blieb ich einen Tag länger als geplant in Katherine. Ich nutzte den Tag zu einem Ausflug in den nahe gelegenen Nationalpark, in dem sich der Katherine River auf seinem langen Weg in Richtung Timor Sea in den Sandstein gegraben hat. Auch musste ich mich daran gewöhnen, an Flüssen und "Billabongs" (Wasserlöcher) auf Hinweisschilder zu achten, da Krokodile hier oft anzutreffen sind. Mit dem Schauen des Fußballspiels hatte ich jedoch weniger Glück als unsere Nationalelf. In jedem Pub fragte ich nach, ob sie das Deutschland/Australien-Spiel zeigen, aber als ich ihnen die Uhrzeit sagte – 4.00 Uhr morgens – lachten sie nur.

Ganz leise musste ich jubeln bei jedem Tor, das wir gegen die Socceroos machten. Meine Zimmernachbarn schliefen ja noch. Gestärkt nach dem Sieg ging es früh morgens los in Richtung Kakadu Nationalpark. Ich hatte noch nicht richtig in meinen Tritt gefunden, da bremste schon das erste Auto neben mir und gratulierte mir zum grandiosen Fußballsieg. Auch deutsche Urlauber verlangsamten ihr Tempo und unterrichteten mich über den mir bekannten Spielstand, der die nächsten Tage meine Konversation zu den Australiern bestimmen sollte.

Der Kakadu Nationalpark empfing mich mit vielen Buschbränden, die meinen Vorwärtsdrang jedoch wenig beeinflussten. Anders die gesperrten Pisten, die nach der langen und ergiebigen Regenzeit noch nicht befahrbar sind. Selbst viele Fußwege sind hier noch gesperrt, da diese an Wasserstellen vorbeiführen, die von Krokodilen in Beschlag genommen werden. Zu sehen gab es dennoch viel. Angefangen von Felsmalereien, die bis zu 20 000 Jahre alt sind, Vögel die den Fischen nachstellen oder einfach das Weite suchen wenn ich mich nähere, Felsstrukturen die sich aus der Ebene erheben und malerische Flussläufe mit Krokodilen und Kängurus. Auch abends war ich nie lange allein. Entweder ich wurde von netten Rentern zu einem Wein eingeladen oder ich lernte Backpacker oder gar Reiseradler kennen mit denen ich mich austauschen konnte.

Doch nicht genug der Gesellschaft, morgens wie abends kamen noch viele ungebetene Gäste hinzu. Ganz leise und bewaffnet mit einem Saugrüssel wurde ich mehrfach "angebohrt", was Juckreiz und rote Punkte zur Folge hatte. Nun war der Litchfield Nationalpark mein neues Ziel. Die Verlockung war groß, nach all den anstrengenden Tagen und den vielen Kilometern einfach von der Kreuzung in das 30 km entfernte Darwin mit dem Wind im Rücken zu radeln. Aber nein, die nächsten 80 km stand wieder Gegenwind auf dem Programm, vorbei an alten Flugfeldern, die angelegt wurden nachdem Darwin im 2. Weltkrieg von den Japanern bombardiert wurde.

Nachdem ich einen anderen Reiseradler eingeholt hatte, machten wir gemeinsam Mittagspause in einer verlassenen Tankstelle bevor ich kurz vor dem Litchfield Nationalpark in einen Campingplatz abbog, um das – leider traurige – Deutschland – Serbien-Spiel zu sehen. Auch in diesem Nationalpark war es so, dass einiges noch gesperrt war wegen der üppigen Regenzeit und den Krokodilen, aber dennoch gab es viel zu sehen und das Baden kam nicht zu kurz. Herrlich nach dem rRadeln in der Hitze sich in einen natürlich Pool zu setzten und abzukühlen, den Regenwald zu durchstreifen und die kühle Brise des Wasserfalls auf der Haut zu spüren.

Litchfield hat mir sehr gut gefallen, da es ein Park zum "Spüren und Fühlen" ist. Beim Rausradeln aus dem Nationalpark wählte ich eine Gravelroad, um nicht die gleiche Strecke raus radeln zu müssen, die ich gekommen war. Leider war die einzige Auskunft, die ich bekommen habe, dass der Weg schon so manchem Radfahrer einen platten Reifen beschert hatte und derzeit wahrscheinlich der Fluss zu viel Wasser führt, um von mir durchquert zu werden (Vorsicht Krokodile!!), aber ich könne ja noch immer umdrehen, lachte mich der Parkwächtern an!!

Der Fluss war kein Problem, auch die zum Teil sandigen Stellen meisterte ich mit dem einen oder anderen Schlenker. Nur von den vorbeifahrenden Geländewagen wurde ich schön eingestaubt und das Wellblech vorderte meine Konzentration in vollem Maße, um nicht im Graben zu landen. Kurz vor Darwin machte ich noch mal einen Stopp auf einem Campingplatz, um mein Bike gründlich zu putzen denn als Mechanikermeister kann ich es nicht ertragen wenn der Antrieb versandet ist und verschleißt ;-)

Datum: 22.06.(Tag 37) - Tachometerstand Juwi: 2635km - davon Australien 2636km / davon Neuseeland km 0 Ort: Darwin/Australien

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Kommentare

Servus Uwe, altes Haus! Dachte ich lass mal nen schönen Gruß da! Hoffe du freust dich über meine Nachricht, vielleicht sehen wir uns mal wieder in Balderschwang. bis dahin sonnige Grüße aus der Kasse. Tschüss die Julia