Zum Cape Tribulation und zurück

Hat es sich wirklich gelohnt, frage ich mich? Über 150 km hin und das Gleiche wieder zurück. Bei vorausgesagtem schlechten Wetter und dem stetig aus dem Süden kommenden Wind, der mich mal beschleunigte aber nach dem Umdrehen doch stark abbremste! Die Antwort heißt ganz klar: JA! Cape Tribulation, das ist der Ort, an dem der Regenwald (gelistet unter Unesco Weltnaturerbe) bis an den Strand reicht. Hier leben 36 % der Säugetiere, 50 % der Vögel und 60 % der Schmetterlinge, die in Australien vorkommen und das auf einer Fläche von nur 0,01 % Australiens. Das klingt ja ganz gut oder nicht? Aber um dort anzukommen, musste ich ja wie gesagt erst mal hinstrampeln.

Über den „Captain Cook Highway“,der leider nicht immer einen Seitenstreifen hatte, aber dafür schön an der Küste entlang führte, konnte ich die vom Wind aufgepeitschte See oft sehen und mich vom Wind bis zur Fähre schieben lassen. Auf der andern Seite, die ich zusammen mit 2 anderen Radfahrern ohne Gepäck in Angriff nahm, erwartete mich die höchste Erhebung seit ich in Australien unterwegs war und der angekündigte Regen. Von den anderen Radlern bekam ich ihre Adresse zugesteckt und ein Lob ausgesprochen, als ich vor ihnen am Pass war. Dann ging es steil bergab und ich konnte endlich auch mal ein paar Autos und LKWs überholen, bevor ich in einer „Regenwald Jugendherberge“ Unterschlupf suchte.

Nachdem ich eh schon nass war machte es auch nichts, den Regenwaldpfad abzulaufen, der mich an etlichen großen Bäumen, Flüssen gefüllt mit Fischen und Schildkröten und vielen Farnen entlangführte. Da es ständig regnete und die hohe Luftfeuchtigkeit tat ihr Übriges, dass meine Radklamotten bis zum nächsten Tag nicht wirklich trocken wurden. Aber dies war nicht so schlimm denn nach ein paar Minuten im Sattel war ich eh wieder triefnass. Die Straße führte mitten durch den Regenwald. Ab und an konnte man auch Krabben und Schalentiere sehen, die in den Mangroven neben der Straße leben. Es waren oft Hinweise angebracht, die vor Salzwasserkrokodilen warnten.

Endlich war es auch so weit, dass ein „Floodway“ mal Wasser führte. Durch den Regen war der Bach so angeschwollen, dass er nicht nur unter der Straße floss, sondern auch darüber und so konnte ich meine Füße mal gut durchspülen. Zelten wollte ich wieder nicht bei dem Wetter und so suchte ich mir eine Herberge aus. Leider bin ich eine Einfahrt zu früh abgebogen und wunderte mich noch über den schlechten Straßenzustand als ich zu einer Lichtung kam, an der etliche Mercedes der 123er Reihe standen und – welch Freude – sogar ein Mercedes G stand dort herum.

Als ich gerade dabei war, ein paar Bilder zu machen, sah ich in einem Schuppen jemanden an einem Mercedes "schrauben". Als ich mich entschuldigte, in seinen Hof gekommen zu sein, sprach er mich gleich auf deutsch an und hieß mich willkommen im ältesten Haus in Cape Tribulation. Ich hatte noch ein paar Kekse dabei. Er machte Kaffee und so konnten wir uns drinnen im Trockenen unterhalten. Ich erzählte von unseren Afrika-Touren mit den alten Mercedes und mit unseren G-Modellen und er erzählte mir von seinem Leben, das in Berlin begonnen hatte, aber seit 40 Jahren mal in Asien und auch in Australien stattfindet.

Die für den Nachmittag von mir geplanten „Buschwalks“ konnte ich getrost vergessen, da es aus allen Kübeln schüttete. So unterhielten wir uns eine Weile, bevor ich mich wieder auf den richtigen Weg machte, um Unterschlupf zu suchen. Das war er also, der Nördlichste Punkt an der Ostküste für mich. Von hier aus geht es immer gen Süden. Die Strecke bis Townsville kannte ich ja schon - was immerhin 500 km sind. Ich dachte auch kurz daran, in den Bus zu steigen, da es ja noch immer regnete und der stetige Gegenwind mich nicht gerade motivierte. Gemacht habe ich es dann doch nicht. Ab der Fähre wurde der Regen seltener und nach Cairns, wo ich einen Tag Pause einlegte, waren es nur noch kurze Schauer. Ich begegnete auch wieder den 2 französischen Radfahrern, die ich auf dem Weg nach Cairns eingeholt hatte. Sie hatten den Regen abgewartet, da es ihnen zu gefährlich erschien, bei solch starkem Regen zu radeln.

Datum: 31.07. (Tag 75) - Tachometerstand Juwi: 5016 km - davon Australien 5016km / davon Neuseeland km 0 Ort: Cairns/Australien

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