Ohne Geld nach Papua Neuguinea

Zum zweiten Mal fand ich mich zum Sonnenuntergang an der "Horseshoe Bay" auf Magnetic Island ein. Magnetisch ist die Insel allerdings nicht, wie einst Captain Cook dachte, weil sein Schiffskompass nicht mehr funktionierte oder vielleicht doch? Der Sonnenuntergang zumindest war es für mich. Ich gesellte mich zu einer anderen Reisenden, die ich vom Campingplatz kannte, da ein Sonnenuntergang schon zu zweit bewundert werden sollte. Dann musste ich doch noch die Position wechseln – immer auf der Suche nach einem guten Motiv.

Kaum war ich ein paar Schritte gegangen, fand ich eine Geldbörse. Auch das noch (ein paar Tage vorher hatte ich schon ein Handy gefunden und musste den Besitzer ausfindig machen)! Wo das nächste Fundbüro ist wusste ich nicht und bis zur Polizei musste die ganze Insel überquert werden.

Als ich einen Blick in die Börse riskierte wurde mir gleich ganz anders - über 540 Dollar, ein paar Karten, Führerschein... aber weiter kam ich nicht, denn ich sah eine Polizeistreife die Uferpromenade entlangfahren. Schnell rannte ich hin und bewegte sie durch mein Rufen und Herumfuchteln zum Anhalten. Nachdem ich den Sachverhalt schilderte nahmen sie meine Personalien auf und ließen mich das Geld zählen. Da auch Visitenkarten vorhanden waren, bat ich sie doch zu versuchen, den Besitzer anzurufen. Nach einem kurzen Gespräch legte der Polizist auf und keine Minute später war schon der Besitzer am Streifenwagen. Überglücklich nahm er den Geldbeutel in Empfang und wollte mir schon 50 Dollar in die Hand drücken, was ich aber strickt ablehnte. Seiner nächsten Idee konnte ich allerdings dann doch nicht widerstehen und lies mich zum Abendessen einladen.

Am Tisch angekommen wurde ich gleich freudig von seiner Frau wie auch von einem anderen Ehepaar begrüßt. Sie feierten gerade den Abschied von Australien, genauer gesagt durften sie schon gar nicht mehr hier sein da ihre Pässe schon abgestempelt waren.

Mit zwei Yachten ging es mit dem günstigen Süd-Ost-Wind (den ich ja leider als Gegenwind habe!!!) für drei Monate nach Papua Neu Guinea, wo sie einen abgelegenen Teil besuchen und Hilfsgüter mit an Bord haben. Das Abendessen lies ich mir schmecken, wie auch den Nachtisch, den ich nicht abschlagen konnte und diverse Flaschen Bier natürlich auch nicht. So gut hatte ich schon lange nicht mehr gegessen. Spät wurde es aber nicht, denn kurz nach Mitternacht hieß es „Segel setzen“ da sie zu einer günstigen Zeit über das „Great Barrier Reef“ kommen mussten.

Nachdem ich von Cairns die gleiche Strecke unter die Räder genommen hatte bis Townsville und auch wieder von oben „abgekühlt“ wurde, gönnte ich mir ein paar Tage Ruhe auf dieser schönen Insel. Bekannt für ihre schönen Strände wie auch für die Koalas lies ich mir es nicht nehmen, die Insel die nächsten Tage zu Fuß zu erkunden. Da war schon der ein oder andere schöne Strand dabei. Ich musste nur leider nach ein paar Besuchen feststellen, dass ich rote, juckende Flecken davon trage - Sandflöhe! Da lief ich doch lieber im Landesinneren umher und schaute den Koalas beim Schlafen zu. Wach bekommt man sie nicht oft zu sehen.

Auch die Abende waren hier unterhaltsam. Mit anderen Reisenden spielte ich Karten oder ein Rollenspiel (bekannt unter dem Namen „Palermo“ oder auch „Mafia“). Leider hieß es für mich auch irgendwann aufzubrechen. Vier Nächte am selben Ort waren mein Rekord seit ich Perth verlassen hatte. Gegen den stetigen Süd-Ost-Wind stieg ich in die Pedale (bei dem Wind ist man mit der Yacht schnell am Ziel ;-)

Leider wurde die Landschaft zunehmend trockener und bis Airle Beach auch nicht besonders reizvoll. Airlie Beach, für viele der Ausgangspunkt um die „Whitsunday Inseln“ zu erkunden, war für mich der Treffpunkt, um Britt wieder zu sehen. Schon einmal gab es ein Treffen außerhalb von Deutschland, das war auf der USA - Alaska Radtour und diesmal trafen wir uns hier mitten im Urlauberparadies in Australien. Leider war der Tag und der Abend viel zu schnell vorbei und sie musste zu einem Segeltörn aufbrechen. Für mich hieß das zurück auf die Straße, wo die Lkws, die Wohnwagenfahrer und sogar die „Magpies“ (eine Elstern Art) auf mich Jagd machen. Mittlerweile erschrecke ich bei den Magpies nicht mehr so sehr wenn sie von oben auf mich herabstürzen. Nach etwa 100 Meter, wenn ich aus ihrem Revier draußen bin, lassen sie mich in Ruhe oder der nächste Vogel kommt. Der Verkehr ist hier an der Ostküste viel dichter und Radfahrer sind nicht sehr beliebt. Des Öfteren musste ich schon die Straße verlassen, obwohl nichts entgegen kam, aber so manch ein LKW einfach nicht Abstand nahm. Oder auch wenn im „Windschatten“ gefahren wird – der Erste weicht etwas aus, aber der Zweite sieht mich dadurch nicht und fährt mich fast über den Haufen. Richtig eng wird es dann auf Brücken ohne Ausweichmöglichkeiten und anscheinend auch ohne Bremsmöglichkeiten für die Lkws.

Ich habe jetzt schon zwei Radfahrer getroffen, denen dies zu viel geworden ist. Auch für mich steht fest, dass es so nicht weiter gehen kann. Noch einen Fahrradunfall wie auf der Reise 2002/03 will ich nicht haben.

Datum: 14.08.(Tag 89) - Tachometerstand Juwi: 5850km - davon Australien 5850km / davon Neuseeland km 0 Ort: Rockhampton/Australien

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