Es ist heiß

Das Navi bringt uns mal wieder nicht viel weiter, die im Internet notierten Sehenswürdigkeiten sind nicht aufzufinden und die Verständigung ist schwierig. Wir weichen von unserem Plan die moldawische Hauptstadt Chisinau zu besuchen ab, aber nicht nur wegen den oben genannten Punkten, sondern vor allem wegen der gnadenlosen Hitze. Seit kurzer Zeit wird es mit jedem Tag wärmer und wir flüchten uns deshalb regelrecht wieder zurück in die Berge. Wir verlassen Moldawien und reisen nahe Botosani nach Rumänien ein. Wir sind zurück in der EU, doch hier im Norden Rumäniens erinnert noch nicht viel daran. Die Infrastruktur ist oft bescheiden und Pferdekarren ein ständiger Begleiter auf den Straßen. Doch wir haben kaum Zeit darauf zu achten, wir haben nur ein Ziel, wir wollen zurück in die Karpaten. Die erste Station machen wir dann in der Bukowina, um westlich von Suceava die berühmten bemalten Klöster zu besuchen.

War es in der Ukraine und Moldawien schwierig Zeltplätze zu finden, so ist man in Rumänien eher darauf eingestellt. Unser erster Nachtplatz nahe dem Kloster Moldovita verdient aber diesen Titel kaum. Die angeschlossene Kneipe zieht allerhand fragwürdige Gestalten an. Auf der Wiese liegt stundenlang ein sich dauerübergebender junger Mann. Vermutlich hat er bei einem Trinkspiel verloren. Auf meine besorgten Blicke hin, heißt es aber nur mit einem Lächeln, er wäre krank. So wenig idyllisch unsere Campingwiese mit dem "kranken" Dauergast ist, so beschaulich ist das nahe Örtchen mit dem unter UNESCO-Schutz stehenden Kloster. Ellie ist ganz begeistert als am Abend die ganzen Tiere zurück ins Dorf getrieben werden. Auch bei den Nonnen kommt sie gut an, wird als Engel bezeichnet (wenn die wüssten) und mit Bonbons und Kerzen versorgt. Als sie am folgenden Zeltplatz neben Hunde streicheln auch noch den ganzen Tag baden darf ist sie komplett aus dem Häuschen. Für sie ist Rumänien ein Traumreiseziel, zumal wir wegen der schlechten/engen Straßen und der Dauerhitze auf eine Fahrt nach Siebenbürgen verzichten und im Norden des Landes bleibend die Beine etwas stiller halten.

Aus der Bukowina bummeln wir über den Prislop-Pass nach Maramures, wo wir bei Breb in wunderschöner Landschaft wildzelten. Eigentlich ist der Platz ein offizieller Camping (siehe Babou-Maramures), aber das einsame, abgelegene Wiesenstück erinnert mehr an Wildzelten mit fließend-Wasser-Anschluß; traumhaft. Von Breb aus besuchen wir die Welterbe-Holzkirchen der Umgebung. Unter anderem sind wir in Barsana, wo das dortige Kloster kurzzeitig den Titel "höchstes Holzbauwerk der Welt" führen durfte. Ellie hätte es hier noch ewig aushalten können, aber weitere Ziele locken. In einem Parforce-Ritt verlassen wir die Maramures, queren Ungarn und fahren bei Kosice in die Slowakei ein. Vor Jahren haben wir in Mauretanien gelernt, der Tuareg verlässt den Berg nur um den (neuen) Berg zu suchen. Genau so ergeht es uns heute. Auch wenn Ungarn, gerade um Tokaj sehr schöne Landschaften und UNESCO-Stätten anbieten kann, wir pressen durch, die Hitze macht uns willenlos. Nicht einmal zehn Bilder machen wir bei unserer Tour durch die ungarische Glut, für die Fotoreisenden ein miserabler Wert. Doch das ist heute zweitrangig. In den Bergwäldern der Ostslowakei finden wir abends ein passendes Plätzchen für die Nacht.

Datum: 07.07.(Tag 34) - Tachometerstand: 274 115km - gefahrene Kilometer: 4378km - Ort: Kosice (Slowakei)