Mit den Grünhelmen in Ruanda

Während das Kernteam der Weltreisenden gerade den deutschen Frühling geniesst sind Andere stellvertretend in der Welt unterwegs. Gunter Sergej Beier aus dem Freundeskreis der Weltreisenden ist zur Zeit mit den Grünhelmen im humanitären Einsatz in Ost- und Zentralafrika. Im Augenblick arbeitet er in der Demokratische Republik Kongo. Sein aktueller Beitrag erzählt von seinem Aufenthalt in Ruanda, der Ende März zu Ende ging.

Bericht eines „Weltreisenden“ über seine Arbeit am NMEC in Ruanda

Ruanda, ein Land von der Größe Hessens, ist mit fast 10 Millionen Einwohnern eines der am dichtesten besiedelten Länder Afrikas. Südlich des Äquators in Ostafrika gelegen, ist Ruanda hauptsächlich durch den Genozid von 1994 bekannt, als innerhalb von 3 Monaten fast eine Million Menschen umgebracht wurden. Mit Burundi und Tansania gehörte Ruanda vom Ende des 19. Jahrhunderts bis 1916 zur deutschen Kolonie Deutsch-Ostafrika. Ruanda, das „Land der Tausend Hügel“, ist sehr hügelig, die Berge im Norden des Landes (worunter sich auch noch aktive Vulkane befinden) sind bis zu 4500m hoch. Das gesamte Land ist besiedelt und bebaut, überall grünt und sprießt es.

Die Grünhelme, eine deutsche NGO, wurden im Jahre 2003 von Rupert Neudeck gegründet (siehe www.gruenhelme.de). Aktuelle Projekte der Grünhelme sind u. a. in Ruanda, DR Kongo, Palästina und Afghanistan. Anfang 2007 wurde in Ruanda in Ntarama südlich von Kigali mit dem Bau des Nelson Mandela Educational Centres begonnen, das dann Ende 2008 von Rupert Neudeck und dem ruandischen Präsidenten Paul Kagame eingeweiht wurde, Bis zu 60 Schüler werden dort in einem zweijährigen Lehrgang in den Fächern Baukonstruktion und Elektrotechnik unterrichtet. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der praktischen Ausbildung. Die Ausbildung selbst erfolgt durch ruandische Lehrkräfte, die dabei von deutschen Grünhelmen unterstützt werden.

Von Ende Dezember 2010 bis Ende März 2011 war ich mit drei anderen Grünhelmen vor Ort tätig. Meine Hauptaufgabe bestand darin, die Baukonstruktionsprojekte des neuen Schülerjahrganges zu koordinieren und zu betreuen, die Materialien und Werkzeuge dafür zu besorgen, bereitzuhalten bzw. auszugeben. Zudem stand ich mit Rat und Tat zur Seite, wenn es an die praktische Umsetzung ging und habe auch die eine oder andere Unterrichtsstunde abgehalten. Darüberhinaus habe ich die Samstagsarbeit der Schüler koordiniert und betreut (die Schüler können samstags arbeiten, um sich so einen Teil des Schulgeldes zu verdienen) sowie weitere organisatorische Aufgaben unternommen. Der größte Unterschied zu Deutschland ist, dass eigentlich fast nichts planbar ist, denn es kommt garantiert sowieso anders. Improvisation ist somit unerlässlich. Deutsches Sicherheitsdenken muss man ebenfalls ganz schnell ablegen.

In Erinnerung bleiben werden mir die unglaubliche Freundlichkeit und Fröhlichkeit der Ruander sowie deren große Gelassenheit, allerdings aber auch deren Unzuverlässigkeit. Die Behandlung durch die Polizei (überall gibt es Kontrollen) war vorzüglich, wurden wir doch trotz überladener Autos, fehlender Papiere oder sonstigen in Deutschland strafwürdigen Vergehen nie behelligt, immer ließ man uns nach verbaler Ermahnung problemlos weiterfahren. Die Hitze ist gewöhnungsbedürftig, dafür gibt es fast keine Moskitos, was sehr angenehm ist. Für mich war die Zeit in Ruanda absolut interessant und lehrreich, ich bin sehr dankbar dafür, dass ich diese Erfahrungen machen durfte. Deswegen bedurfte es auch keiner großen Überredungskünste von Rupert Neudeck, mich dazu zu bewegen, dass ich gleich im Anschluß an Ruanda in die benachbarte Provinz Süd-Kivu in die Demokratische Republik Kongo gehe, wo ich in Kamituga eine Schule bauen werde. Und meinen Weltreisenden-Kapuzenpulli werde ich auch wieder dabeihaben, ab und zu gibt es dann doch kühle Abende.

Sergej, 11.04.2011