Wild zelten macht Spass

Wir verlassen Tozeur bei trübem Wetter in Richtung Chott El-Jerid dem größten Salzsee der Sahara. Kurz danach sind wir komplett von der salzigen Wasserfläche umgeben (siehe Bild 10A,11A). Nördlich von Kebili durchqueren wir den Chott El-Fejaj. Dann welch Überraschung für unsere entzündete Augen, das erste mal seit Wochen sehen wir wieder saftige Blumenwiese und bald darauf folgen blühende Bäume (Bild 12A bis 16A). Wir haben die Sahara vorerst hinter uns gelassen (die nächste Begegnung mit der Wüste folgt in zwei Wochen, wenn wir Richtung Libyen fahren). Die Landschaft ist mittlerweile intensivst wirtschaftlich genutzt und bis in den letzten Winkel erschlossen. Das erschwert es uns einen geeigneten Platz für die Nacht zu finden.

Heute steht mal wieder Kultur auf dem Programm. Wir besuchen das Colosseum von El-Jem (siehe Bild 18A bis 22A). Das Colosseum ist das drittgrößte seiner Art in der römischen Welt und gab in früheren Zeiten 30 000 Besuchern Platz. Von dort pilgern wir weiter nach Osten zum Mittelmeer. War die Übernachtungsplatzsuche am Vorabend schon schwierig, "eskaliert" die Situation heute. Zwischen all den Olivenhainen, Ortschaften und Bauernhöfen findet sich praktisch keine ruhige Lücke. Irgendwann finden wir in einem ausgetrockneten, dreckigen Bachbett einen zweifelhaften Platz. Schnell sind wir entdeckt, was aber kein größeres Problem darstellt, da die Einheimischen uns meist willkommen heißen und Wild zelten in Tunesien offiziell erlaubt ist. Der fünfte Besucher stellt dann aber unsere Sicherheit in Frage und warnt vor steinewerfenden Kinder. Er will uns einen passenden Platz zeigen. Der gutgemeinte Vorschlag haut dann aber dem Fass die Krone ins Gesicht. Wir wissen nicht ob er uns zum Narren halten oder sich für Mohammed-Karikaturen rächen möchte. Der Platz ist die örtliche Müllkippe und nahezu von jeder Seite frei einsehbar(siehe Bild 23A bis 26A). Er scheint es aber ernst zu meinen, versichert uns, daß dies der perfekte Platz sei und ruft zu unserer Sicherheit sogar noch bei der örtlichen Polizei an. Erschöpft von der Suche, verwirrt durch die Sicherheitswarnungen und dankbar für soviel Fürsorge ergeben wir uns müde in unser Schicksal. Was danach abgeht ist unvergleichlich. Im 15min-Takt schauen Besucher vorbei. Das reicht von der Polizei, über neugierige Bauern, streunenden Hunden, Einheimische die uns Geschenke bringen und Hirten die eindringlich vor der Gefährlichkeit dieses Platz warnen und uns zur Weiterfahrt mahnen. Wir sind doch etwas irritiert und fallen in einen unruhigen Schlaf. Damit ist es auch schnell wieder vorbei. Nachts ziehen einige Tiere und finstere Gesellen um unsere Fahrzeuge. Wir werden von einer größeren Gruppe Halbstarker tief in der Nacht geweckt und nach unserer Mission befragt. Scheinbar geben sie sich damit zufrieden und trollen sich. Doch sie ziehen nicht weiter, bleiben in der Dunkelheit stehen und debattieren wild, es bahnen sich Unannehmlichkeiten an. Das zweite Fahrzeug, in dem Juwi noch immer schläft, wird von zwei Personen ausgiebig untersucht. Die Anderen, etwa fünf Personen, nähern sich dem Krötle und fordern Geld. Die Situation spitzt sich zu. Jetzt heißt es schnell raus aus dem Dachzelt und Pfefferspray zücken bevor wir ohnmächtig von oben sehen müssen wie die Fahrzeuge geknackt werden. Unser überraschender Auftritt und das zusätzliche Erscheinen einer dritten Person, Juwi ist endlich aufgewacht, scheint die Lausbuben zu überraschen. Sie ziehen sich glücklicherweise zurück. Wir verfolgen mit eingeschalteten Autoscheinwerfern ihren Abzug. Hoffentlich verläuft der Rest der Nacht etwas ruhiger.

Datum: 21.02.(Tag 137) - Tachometerstand: 64 897km - gefahrene Kilometer: 17 865km (davon 14 264km in Afrika) - Ort: El-Jem (Tunesien)

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