Armenien

Reiseinfo Armenien und Bergkarabach

Nach der Reiseinfo für den Iran folgen jetzt die länderspezifischen Hinweise zu dem Kaukasus-Staat Armenien und der nach Unabhängigkeit strebenden Region Bergkarabach - Der kleine Kaukasus ist für und von Touristen noch wenig erschlossen, vor allem der Süden Armeniens und das kleine Bergkarabach werden selten von westlichen Reisenden besucht. Die etwas unruhige politische Lage mit den andauernden Grenzstreitigkeiten zu Aserbaidschan, aber auch eine hohe Arbeitslosigkeit und die teilweise ärmlich ausgebaute Infrastruktur lassen eine Reise in diese Länder als fragwürdiges Vergnügen erscheinen. Für uns war diese Region aber eine ganz besonders positive Überraschung. Wunderschöne Landschaften und tollgelegene Klöster wechseln sich mit postkommunistischer Industriebrache, unansehnlichen Plattenbauten und unübersehbaren Kriegsschäden (vor allem im Gebiet von Bergkarabach) ab. Armenien ist nicht immer schön und an vielen Stellen leider viel zu grau, aber es ist ein höchst interessantes und spannendes Land, das mit seiner angenehmen Bevölkerung zur Erkundigungsreise einlädt.

Die große Kälte kommt (English version, see below)

Mit den UNESCO-Weltkulturerbeklöstern Sanahin und Haghpat beenden wir unsere Kul-Tour im Debed-Canyon. Zwischen den beeindruckenden Gotteshäusern liegt als Kontrapunkt das schaurig-graue Alaverdi. In dem trueben Herbstwetter gibt die Stadt mit ihren riesigen Schornsteinen ein trostloses Bild ab. Nicht viel attraktiver wirkt danach Vanadzor und das immer noch an den Folgen eines Erdbeben leidende Gyumri. So schön oft die Natur, so ernüchternd sehen dafür manche Orte in Armenien aus. Wir sind auf Georgien gespannt, das als nächstes Ziel wartet.

Der Grenzort Bavra ist hoch gelegen und das Wetter hat sich in den letzten zwei Tagen merklich abgekühlt. Windig und unfreundlich ist das Wetter an der Grenze. Im Gegensatz zu den Grenzbeamten, die uns gewohnt langsam aber freundlich abfertigen. Der armenische Grenzposten ist eine einzige Baustelle und es ist ein wahres Wunder, dass der Zollbeamte seinen Rechner samt Drucker aktiviert bekommt. Richtig krass ist dann aber das georgische Gegenstück. Der löchrige Asphalt ist weg und wir quälen uns ueber eine Matschpiste bis zu einem Stück Trassierband. Auch hier gibt es eine Baustelle, die allerdings sehr tot wirkt. Die Formalitaeten werden in Containern abgewickelt. Beim Zoll sitzen fünf gelangweilte Gangstervisagen und parallel läuft, bzw. flimmert in rot-weiß ein Porno auf dem Büro-Fernseher. Das Durchsuchen des Wagens ist den Kollegen gleich zu anstrengend, immerhin findet sich einer, der bereit ist mir in mühevoller Kleinarbeit meine Autopapiere auszustellen. Passend zur korrekten aber muehsamen Einreise laufen dann die ersten 25km in Georgien. Eine ueble Lehm- und Matschpiste erwartet uns.

Im Geisterhotel (English version, see below)

In Eriwan gießt es ohne Ende. Rechtzeitig zur Ankunft von Isabel lässt der Regen nach. Kleine Entschädigung für ihre turbulente Chaos-Anreise via Moskau. Doch das Wetter bleibt leider trübe und der Ararat meist in Wolken. Noch einen Tag bewundern wir die dicken Autos und verlustieren uns auf dem Rummelplatz der armenischen Hauptstadt, dann reisen wir weiter zum Garni-Tempel und zum Sevan-See.

Die Höhe macht sich bemerkbar und die Nachttemperaturen nahe dem Kloster Sevanvank sind schon empfindlich niedrig. Weiter in Dilidjan ist es auch nicht viel angenehmer, also lassen wir uns ein "feines" Hotel raus. Laut Reiseführer hat das "Haus der Cinematografen" eine tolle Lage ueber dem Aghstev-Tal. An der Lage gibt es nichts auszusetzen, doch die Piste zum Hotel ist unterirdisch und wie es scheint sind wir die ersten Gäste seit Wochen. Ein riesiges halbverfallenes Hotel in kitschigem Sowjetstil, das Platz für 200-300 Gäste bietet, bewacht von einer einsamen Hausmeisterin und wir sind allein in den verstaubten Räumlichkeiten. Alles etwas bizarr, aber als Ausgangslage zum wunderschönen Kloster Haghartsin ist unsere Herberge eine prima Ausgangsbasis.

Am Fuß des Ararat (English version, see below)

Zusammen mit dem Franzosen Jaques fahre ich bei trübem, nasskalten Wetter nach Vank im Nordwesten von Bergkarabach um das Kloster Gandzasar zu besuchen. Neben dem Kloster beeindruckt mich vor allem ein meterlanger Zaun aus Nummernschilder (leider ist kein PF-Kennzeichen als Ersatz für mein selbstgebasteltes Kartonschildchen dabei) und ein Hotel in Schiffsform. Hier hat sich der eine oder andere Diaspora-Armenier verewigt. Überhaupt läuft die Finanzierung vieler Projekte ueber die Finanzierung durch Armenier im Ausland. Neben knapp 3Mio. Armenier, die in Armenien und Bergkarabach lebe, sollen weitere etwa 10Mio. über die ganze Welt verteilt sein. Der großzügigste Spender unter ihnen, dem Armenien ganze Straßenbauprojekte verdankt, ist der Multimilliardär Kirk Kerkorian (vielen durch seine Wirtschaftsklage gegen Daimler(-Chrysler) bekannt).

Im wilden Kaukasus

Traumhafte Morgenstimmung umgibt mich bei meinem Abschied von der Babak-Festung. Die letzten 150km bis zur armenischen Grenze fahre ich durch landschaftlich wunderschöne Regionen. Besonders entlang dem Grenzfluss Aras folgt ein nettes Örtchen auf das andere. Bedrückend wirkt allerdings der Blick auf das andere Flussufer nach Aserbaidschan, dort sieht man nur Geisterdörfer. Der Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan um Bergkarabach hat die Region veröden lassen. Auch auf iranischer Seite verkneife ich mir trotz schöner Natur das Fotografieren. Ein militärischer Wachposten löst den nächsten ab und die Geschichte (aus verlässlicher Quelle) über einsitzende Touristen, die aus Versehen militärische Anlagen fotografiert haben, geht mir nicht aus dem Hinterkopf.